Das wird schon Das wird schon: Sterben der Wessi und der Ossi aus?
Halle/MZ. - Vorurteile und Klischees bauen sich immer mehr ab. Die Möglichkeit zu reisen, sich in ganz Deutschland Arbeit oder einen Studienplatz zu suchen, trieb die Verschmelzung der Bevölkerung voran.
Doch gravierende Unterschiede sind auch zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung noch vorhanden. Die Löhne in einigen Branchen sollten einander angeglichen werden, um mehr Gerechtigkeit zu schaffen. Weiterhin sollte es vermieden werden, bei Erhebungen weiterhin zwischen Ost und West zu unterscheiden, wie zum Beispiel bei den Arbeitslosenzahlen. Es trennt ja auch niemand nach Nord und Süd.
In meiner Generation spielt die Unterscheidung in Ossi und Wessi keine große Rolle mehr. Ich habe durch mein Studium, sowohl Freunde aus dem Osten als auch aus dem Westen. Wenn ich neue Leute kennenlerne und sie mir sagen, woher sie kommen, denke ich nicht gleich "Oh, ein Wessi". Vier Jahrzehnte Zwangsteilung und Diktatur kennt meine Generation nur aus Erzählungen und aus Geschichtsbüchern. Ich kann mich damit nicht mehr identifizieren, deswegen gibt es für mich keine Ossis und Wessis mehr. Meist bekam ich die Bezeichnungen Ossi und Wessi unterschwellig vermittelt von den Generationen, welche die Spaltung Deutschlands miterlebten. Dies prägte sie sehr, weshalb sie noch immer zwischen Ost und West unterscheiden.
Hier ist es schwerer die "Mauer in den Köpfen" einzureißen. Doch dafür muss die gemeinsame Geschichte richtig aufgearbeitet werden und die Bereitschaft bestehen, die "Fremden" aus West oder Ost kennen zu lernen. Die Teilung Deutschlands ist ein wichtiges Stück Vergangenheit, jedoch sollte unsere Geschichte nicht unser Verhalten zueinander in der Gegenwart und in der Zukunft bestimmen. Es scheint also ein langwieriger Prozess zu sein, die Mentalitätsunterschiede aus dem Bewusstsein der Bevölkerung zu verbannen. Es wird wohl noch zwei bis drei Generationen dauern bis der Ossi und der Wessi gestorben sind. Dass sie sterben werden, daran glaube ich ganz fest.