CSU CSU: Partei-Spitze will den Machtkampf beenden
München/dpa. - Wie der Streit zwischen Parteivize Horst Seehofer undBayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber um den CSU-Vorsitz gelöstwird, blieb aber auch am Montag nach einer Vorstandssitzung unklar.Seehofer betonte nach dem Treffen: «Wir sind wohl in der größtenKrise unserer Partei seit ihrer Gründung.» Die Parteispitzebestätigte nach irritierenden Äußerungen aus den eigenen Reihen denZeitplan von Ministerpräsident Stoiber für dessen Rückzug. Der CSU-Parteitag, an dem Stoiber seine Ämter niederlegen will, ist nun fürden 28. und 29. September geplant, sagte CSU-Generalsekretär MarkusSöder.
Im Streit zwischen Seehofer und Huber versuche Stoiber, eine«integrative Lösung» zu finden, sagte Söder. Am Ende solle die Parteigeschlossen in den Wahlkampf 2008 gehen. Seehofer und Huber, die amMontag unter vier Augen sprachen, hielten ihre Kandidaturen für denCSU-Vorsitz weiter aufrecht, zeigten sich aber gesprächsbereit.Bayerns Innenminister Günther Beckstein, der als neuer Regierungschefgesetzt ist, sagte, in den drei Wochen bis zur nächstenVorstandssitzung solle in kleinen Runden eine Lösung gefunden werden.
«Kreativität ist nun gefragt», sagte Seehofer, der sich in derNachfolgedebatte übergangen gefühlt hatte. «Jetzt müssen wir sehen,wie wir aus dem Ganzen eine Erfolgsgeschichte machen.» SollteBundeswirtschaftsminister Michael Glos seinen Hut in den Ring werfen,sei er bereit zurückzustecken, sagte Seehofer.
Huber sagte, er sei optimistisch, dass in den nächsten Wochen eineeinvernehmliche Lösung gefunden werde. «Wir brauchen die sozialeKompetenz Seehofers. Es gibt sehr wohl Möglichkeiten, dass wirmiteinander kollegial in die Zukunft gehen.» Huber betonte, niemandhabe bisher von ihm verlangt, auf den Parteivorsitz zu verzichten.
«Es hat heute sehr viel Beifall, menschlichen und warmherzigenApplaus und Respekt gegeben für die Entscheidung Edmund Stoibers»,sagte Söder. Die Parteiführung sei sich einig, dass künftig «mehrmiteinander und weniger übereinander» geredet werden solle.
Beckstein und Glos, die zunächst einen früheren Rückzug Stoibersins Spiel gebracht hatten, sprachen sich nun ebenfalls für einFesthalten an Stoibers Fahrplan aus. Der Termin Ende September seigesetzt. In der «Süddeutschen Zeitung» (Montag) hatte Becksteindagegen zuvor gesagt, man könne sicherlich «über zwei Monate weniger»reden. Auch Glos ruderte zurück: «Ich habe den Zeitplan nicht inFrage gestellt.» Wer «so viel Großartiges» geleistet habe wieStoiber, «den sollte man nicht drängen».
Bayerns Justizministerin und CSU-Parteivize Beate Merk sprach sichgenerell gegen eine Kampfabstimmung über den CSU-Vorsitz aus. VieleCSU-Anhänger hätten die Sorge, dass die Partei dadurch gespaltenwürde, sagte sie der dpa. Eine mögliche Lagerbildung in «Verlierer»und «Gewinner» sei nicht die richtige Basis für die bevorstehendenWahlen 2008.
Unterdessen bekräftigte die Fürther Landrätin Gabriele Pauli inMünchen, sie erwäge eine Bewerbung als stellvertretendeParteivorsitzende. «Ich könnte mir vorstellen, als Stellvertreterinzu kandidieren», sagte sie. Pauli hatte mit Spitzelvorwürfen gegendie Staatskanzlei vor Weihnachten die Krise um Stoiber ins Rollengebracht. Die fränkische Kommunalpolitikerin empfahl Seehofer, beiseiner Kandidatur für den Parteivorsitz zu bleiben. In derVorstandssitzung wurde Pauli nach Teilnehmerangaben wegen der Art,wie sie in den vergangenen Wochen Front gegen Stoiber gemacht hatte,scharf angegriffen.
![Von Journalisten belagert steht Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer am Donnerstag während eines Rundganges auf der Grünen Woche in Berlin. (Foto: dpa)](https://bmg-images.forward-publishing.io/2021/4/23/a5fad23a-f6a1-4424-a90c-69e893abba59.jpeg?auto=format)