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Christoph Ahlhaus Christoph Ahlhaus: Erster Bürgermeister kämpft ums politische Überleben

Von Markus Klemm 24.01.2011, 07:29

Hamburg/dpa. - Der CDU-Politiker würde die Öko-Parteiweiter über den grünen Klee loben und ansonsten hoffen, alsNachfolger des bei den Bürgern beliebten Bürgermeisters Ole von Beustbis zur regulären Wahl 2012 Statur zu gewinnen. Doch seit EndeNovember 2010 ist alles anders: Seit ihm die Grünen nach nicht einmal100 Tagen im Amt das Vertrauen entzogen haben, kämpft der 41-Jährigeums politische Überleben.

Nun muss er binnen Wochen die Bürger davon überzeugen, dass ertatsächlich ein Bürgermeister «zum Anfassen» ist, wie er gern sagt.Er muss katastrophale Umfragewerte wettmachen und die eigenenChristdemokraten wieder um sich scharen. Das versucht er, indem erden SPD-Spitzenkandidaten Olaf Scholz als unglaubwürdig darstellt undden ehemals so geliebten Grünen-Koalitionspartner eine ideologischverblendete Truppe zeiht.

In seiner Bescheidenheit hatte der gebürtigen Heidelberger nieöffentlich Anspruch auf das höchste Regierungsamt erhoben. AlsInnensenator stand der in der CDU gut vernetzte Vorsitzende deseinflussreichen Kreisverbandes Nord seinem Chef Beust stets loyalgegenüber.

Beide Politiker konnten aber kaum unterschiedlicher sein. Beustverkörperte einen neuen Stil von CDU-Politiker - liberal,großstädtisch und weltoffen. Ahlhaus dagegen steht für denbürgerlich-konservativen Flügel der Partei. So wurde der Bankkaufmannmit juristischem Staatsexamen, seit 1985 in der CDU, bereits alsBürgerschafts-Innenpolitiker häufig als Hardliner wahrgenommen.

Als Innensenator in Deutschlands erster schwarz-grünen Koalitionauf Landesebene gab er sich dann deutlich zurückhaltender, um sichals Bürgermeister gar als Mann mit einem «grünen Herz» zu outen.Genützt hat es ihm nichts. Vor allem seine aus Grünen-Sicht einsamenPersonalentscheidungen führten zum Ende des bundesweit beachtetenKoalitionsexperiments.

Ahlhaus hatte bei den Grünen noch nie das beste Image. So fand esdie Ökopartei überhaupt nicht lustig, dass er bei einer schlagendenStudentenverbindung als eine Art Gastmitglied geführt wurde. DieGemüter beruhigten sich erst, als sich Ahlhaus von der Turnerschaftausdrücklich distanzierte.

Für Aufsehen sorgte er auch mit hohen Ausgaben. So kosten dieSicherungsmaßnahmen an seiner neuen Villa in den Elbvororten denSteuerzahler rund eine Million Euro. Ahlhaus erklärte, er folge nurden Empfehlungen des Landeskriminalamts. So hatte er auch 2009argumentiert, als ihm vorgeworfen wurde, in Paris Privatfahrten imDienstwagen nicht gesondert abgerechnet zu haben.

Eines bereut Ahlhaus nach eigenen Angaben aber doch: seineHochglanzfotos in der Illustrierten «Bunte». Er ließ sich - ganz unhanseatisch - samt Gattin Simone in Schlossherrenmanier in einemHamburger Nobelhotel ablichten. Geunkt wurde, er habe damit seinemImage als Mann, «der nach Delmenhorster Fußgängerzone aussieht»(«Hamburger Abendblatt»), etwas entgegensetzen wollen.