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CDU und CSU CDU und CSU: Stoiber wird Kanzlerkandidat der Union

11.01.2002, 15:59
Stoiber (Archivbild)
Stoiber (Archivbild) dpa

Magdeburg/dpa. - Am Freitagvormittag hatte Merkel Stoiber im bayerischenWolfratshausen getroffen. Merkel begründete ihren Vorschlag:«Kanzlerkandidat der Union soll derjenige werden, der die größtenSiegeschancen hat.» Dazu gehörten die Befähigung und die Aussichtenauf eine geschlossene Unterstützung des Kandidaten in der Union. «Ichglaube, dass die Geschlossenheit in der Union mit einemKanzlerkandidaten Stoiber hervorragend herzustellen ist.»

Merkel sagte, sie werde zusammen mit Stoiber ihren Beitragleisten, dass die Siegeschancen der Union bei der BundestagswahlRealität werden - «und zwar aus tiefer Überzeugung und mit großerLeidenschaft». Sie sei nicht enttäuscht. «Ich glaube, verantwortlichgehandelt zu haben und darum bin ich ein Stück weit stolz.»

In der vergangenen Woche hatten sowohl Merkel als auch Stoiberversichert, sie seien zur Kandidatur bereit. Die CSU hatte auf ihrertraditionellen Klausurtagung in Wildbad Kreuth die CDU zurUnterstützung Stoibers aufgerufen. Nachdem die Entscheidung nungefallen sei, werde sie Stoiber im Bundestagswahlkampf unterstützen.CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer werde den Wahlkampf von Berlin ausleiten.

Bereits kurz vor Beginn der CDU-Vorstandsklausur in Magdeburghatten sich die Hinweise auf einen Verzicht Merkels verdichtet.Mehrere Medien hatten berichtet, Merkel habe sich nach einem Gesprächmit dem CSU-Vorsitzenden entschlossen, ihm den Vortritt zu lassen.

Im Ringen um die Kanzlerkandidatur hatte sich Stoiber laut einerZDF-Umfrage zuvor weiter von Merkel abgesetzt. Nach einem am Freitagveröffentlichten ZDF-Politbarometer Spezial sprachen sich 61 Prozentder Unionswähler für Stoiber aus, vier Prozentpunkte mehr als imVormonat. Merkel sackte um einen Punkt auf 24 Prozent ab. DieForschungsgruppe Wahlen befragte zwischen dem 8. und 10. Januar 1038Wahlberechtigte.

   Zu Beginn der Klausur hatten sich zahlreiche CDU-Spitzenpolitikernoch gegen eine Vorentscheidung in Magdeburg ausgesprochen.Allerdings war dies eher darauf gemünzt gewesen, dass Merkel aus demLager der Stoiber-Befürworter zum Verzicht gedrängt werden könnte.

Der bayerische CSU-Landtagsfraktionschef Alois Glück bezeichnetedie Entscheidung für Edmund Stoiber als gute Basis für einengemeinsamen Wahlkampf.

Nach Ansicht von SPD-Generalsekretär Franz Müntefering ist Merkeldamit endgültig gescheitert. Mit dem Kandidaten Stoiber bewege sichdie Union rechts von der Mitte.

Mit der Entscheidung für Stoiber rückt die Union auch nachAuffassung des stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Jürgen Möllemannein Stück nach rechts. Stoiber sei ein markanter Vertreter desrechten Parteienspektrums, sagte Möllemann der dpa in Münster. DieEntscheidung der FDP, ohne Koalitionsaussage in denBundestagswahlkampf zu ziehen, bleibe davon jedoch unberührt.