CDU-Politiker CDU-Politiker: Gerhard Stoltenberg ist gestorben

Bonn/Kiel/dpa. - Der gebürtige Kieler Stoltenberg war 1998 im Alter von 70 Jahrenaus dem Bundestag ausgeschieden. Der CDU-Politiker war von 1971 bis1982 schleswig-holsteinischer Ministerpräsident. Außerdem stand eran der Spitze von drei Bundesministerien, zuletzt alsVerteidigungsminister. Von diesem Amt trat er 1992 nach Bekanntwerdeneiner illegalen Panzerlieferung in die Türkei zurück. Politisch aktivwar Stoltenberg zuletzt bei der Landtagswahl 2000 gewesen, als erVolker Rühe bei dessen erfolglosem Wahlkampf im nördlichstenBundesland unterstützte.
Bundespräsident Johannes Rau (SPD) würdigte Stoltenberg als Mann,der wie wenige andere die Geschichte und das Ansehen Deutschlandsgeprägt haben. «Gerhard Stoltenberg hat sich um Deutschland verdientgemacht», hieß es in einer Mitteilung des Bundespräsidenten inBerlin. Er habe sich mit großem Sachverstand engagiert underfolgreich in vielen Politikfeldern eingesetzt. Besonders hob derBundespräsident die Verdienste Stoltenbergs beim Aufbau der Armeenach der Wiedervereinigung hervor. Rau charakterisierte den CDU-Politiker als geradlinig, liebenswürdig und pflichtbewusst.
Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) bezeichnete Stoltenbergs Todals Verlust einer prägenden Persönlichkeit für Deutschland. «Ichdenke mit großer Dankbarkeit an Gerhard Stoltenberg als Freund undKameraden, der mich über Jahrzehnte als treuer Weggefährte begleitethat», hieß es in einer Mitteilung Kohls. Der Alt-Kanzler bescheinigteStoltenberg ein «hohes und weltweites Ansehen als zuverlässiger,solider und verlässlicher Partner».
«Gerhard Stoltenberg war einer der großen StaatsmännerDeutschlands», sagte Schleswig-Holsteins Regierungschefin HeideSimonis. Als Ministerpräsident habe er den Grundstein für einenumfassenden Strukturwandel in dem Land gelegt. Durch seinezahlreichen Ämter im Bundeskabinett habe er Schleswig-Holstein nachaußen hin bekannt gemacht und immer würdig vertreten. «Der "kühleKlare aus dem Norden" war ein wichtiges Markenzeichen für unser Land,das ihm viel zu verdanken hat», sagte Simonis. Stoltenberg solle nunauch zum Ehrenbürger Schleswig-Holsteins ernannt werden, wie es imOktober angekündigt worden war.
Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel würdigte Stoltenberg als «großenMann» der CDU. «Gerhard Stoltenberg war ein herausragender Politikerder jungen Nachkriegsgeneration und hat schon sehr früh Verantwortungin den verschiedensten Positionen für die Bundesrepublik Deutschlandund die CDU Deutschlands übernommen.» BundestagsfraktionschefFriedrich Merz sah in Stoltenberg «eine der herausragendstenPersönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte, der die Politikder Union über Jahrzehnte geprägt hat». Er sei das ordnungspolitischeGewissen der Union gewesen. CSU-Chef Edmund Stoiber sagte,Stoltenberg «verkörperte ganz besonders Kompetenz und Seriosität».
Der schleswig-holsteinische CDU-Landesvorsitzende Johann Wadephulsagte, Stoltenberg habe wie kein zweiter die politische Gemeinschaftin Schleswig-Holstein geprägt, er sei für die CDU zu einer Vaterfigurgeworden. Auch FDP und SPD in Schleswig-Holstein reagierten bestürztauf Stoltenbergs Tod. Mit Stoltenberg habe Schleswig-Holstein einegroße Politikerpersönlichkeit verloren, hieß es unisono.
Ein Trauergottesdienst und die Bestattung sollten nach Angaben derCDU in Kiel stattfinden. Ein Termin stand zunächst nicht fest.