Bundeswehr Bundeswehr: Freiwillige vor!

Düsseldorf/dapd. - Rocky Manns kann seine Freude nicht verbergen.Über das ganze Gesicht strahlend und sichtlich erleichtert, verlässtder 22-Jährige das Büro von Hauptmann Martin Kofoth. In der Handhält der gelernte Einzelhandelskaufmann die Bestätigung über einenneunjährigen Dienst als Logistiker bei der Bundeswehr.
«Ich freue mich, dass ich jetzt weiß, was ich nach meinerAusbildung mache», sagt er. Anderthalb Tage hat die Bundeswehr seineEignung für das Militär getestet. Mit der Gewissheit, ab 2012 Soldatauf Zeit zu sein, geht er nun den lang gezogenen Gang in RichtungAusgang entlang.
Der künftige Unteroffizier ist einer von rund 3.300 jungenMännern und Frauen, die jedes Jahr im Zentrum für NachwuchsgewinnungWest der Bundeswehr in Düsseldorf für den Dienst an der Waffegefunden werden. Während beim künftigen freiwilligen Wehrdienst -dem Ersatz für die allgemeine Wehrpflicht - Meldungen überNachwuchssorgen kursieren, gibt es offenbar ausreichend Nachfragenach einem Job als Zeitsoldat bei der Truppe.
«Wir sind gut aufgestellt», sagt Oberst Thomas Becker, der Leiterdes Zentrums. Die Bewerber kommen aus Nordrhein-Westfalen, Hessen,Rheinland-Pfalz sowie dem Saarland und können sich für bis zu 19Jahre als Feldwebel, Unteroffizier oder für die Mannschaftslaufbahnverpflichten.
Über alle vier Bundesländer verteilt unterhält die Bundeswehr 44Büros, in denen sich Interessierte über die Arbeit beim Militärinformieren können. Im vergangenen Jahr wurden dort über 33.500Beratungsgespräche geführt. Knapp 5.000 kamen zum Nachwuchszentrumin Düsseldorf, wo ihre Eignung geprüft wurde. Am Ende erhielten rund3.370 einen Job als Soldat auf Zeit bei der Bundeswehr.
Diesen Wunsch hat auch Igor Barth aus Wiesbaden. Sichtlichangespannt wartet der 18-Jährige mit 20 anderen Bewerbern auf denBeginn der Eignungsprüfungen. Mit seiner Entscheidung für dieBundeswehr steht der Realschüler in seinem Umfeld alleine dar. «Alleraten mir davon ab», sagt er etwas zerknirscht. Anstatt sich alsGebirgsjäger zu verpflichten, solle er weiter zur Schule gehen undeine Ausbildung machen. Doch der 18-Jährige will die «Abwechslung imBeruf» und viel unterwegs sein. Dass er dafür auch in einenAuslandseinsatz nach Afghanistan geschickt werden kann, nimmt er inKauf. «Das spielt für mich keine Rolle. Da habe ich keine Angstvor», sagt er selbstbewusst.
Bewerber werden über Auslandseinsätze informiert
Ähnlich unerschrocken zeigt sich der 22-jährige KonstantinMenckhoff. «Ich weiß, was auf mich zukommt. Aber im Alltag musst dueinen freien Kopf haben und nicht ständig an die möglichen Gefahrendenken», sagt er zielstrebig. Berichte über getötete Soldatenerzeugten zwar ein mulmiges Gefühl. Dennoch sagt er immer wieder:«Es muss ja nicht mich treffen.» Durch die gesamte Bewerbungsphasevom ersten Gespräch bis zur endgültigen Einstellung hindurch werdendie jungen Leute immer wieder darüber in Kenntnis gesetzt, dass sieals Zeitsoldaten ins Ausland geschickt werden können. Die Realitätenwerden ihnen schon früh deutlich gemacht.
Zu dieser Realität gehört auch die von der Bundesregierungangestrebte Reform der Bundeswehr. Oberst Becker rechnet damit, dassseine Arbeit der Nachwuchsgewinnung nach der Aussetzung derWehrpflicht und der Reduzierung der Streitkräfte wichtiger wird. Gutein Drittel der jährlich neu verpflichteten Zeitsoldaten warenbislang ehemalige Wehrdienstleistende. «Da wird es wahrscheinlich inZukunft ein wenig hapern», sagt Becker. Durch eine gesteigerteAttraktivität des Dienstes solle dies ausgeglichen werden. «Wirschrauben die Kriterien an die Bewerber nicht herunter, um dieStellen zu besetzen», versichert er.
Sporttest und ärztliche Untersuchung
Für die aktuellen Bewerber beginnen nun die Prüfungen. In einemindividualisierten Test werden Intelligenz, Reaktion undPersönlichkeit analysiert. Die Prüfer ziehen dadurch auchRückschlüsse auf die psychische Belastbarkeit der künftigenRekruten. Ihre sportliche Fitness müssen die jungen Leute in derSporthalle unter Beweis stellen und sich dann noch von einem Arztuntersuchen lassen. Am Ende der Prozedur steht für alle Bewerber einpsychologisches und militärisches Eignungsgespräch auf dem Plan.
Wer sämtliche Prüfungen besteht, landet bei der Einplanung. Dorterhält jeder geeignete Kandidat eine Stelle, die zu seinerfachlichen Eignung passt. Enttäuschung und Freude liegen dabei enganeinander. Hat sich ein Bewerber Hoffnungen auf den Posten desFeldwebels gemacht und wird stattdessen für den niedrigstenDienstgrad der Mannschaften eingestuft, erhält er dort dieentsprechende Nachricht. Während sich der künftige Logistiker RockyManns glücklich auf den Weg nach Hause macht, muss ein andererBewerber die Enttäuschung über seine Einplanung erst einmalverarbeiten. Er will sich nun etwas anderes suchen.