Bundeswehr Bundeswehr: Ex-Rekrut belastet seine Ausbilder
Münster/ddp. - Der Zeuge schilderte am Mittwoch demLandgericht Münster Details der umstrittenen Behandlung.
So habe der angeklagte Zugführer D. (33) aus Haltern ihm währendeiner simulierten Geiselnahmeübung in der Freiherr-vom-Stein-Kasernein Coesfeld einen Stiefel unter die Hoden gehoben und ihm auf dieseWeise Schmerzen zugefügt, betonte der 22-Jährige. Zudem sei er vonanderen Ausbildern mit einer Kübelspritze nass gespritzt worden. Manhabe ihm Sand unter die Feldbluse gekippt, was beim späteren Marschin die Kaserne gescheuert habe. Zuvor seien sie gefesselt und mitverbundenen Augen in die «Sandgrube» gebracht worden. BeiLiegestützen sei er von einem Ausbilder mit dem Kopf auf den Bodengeschlagen worden, aber dafür habe sich dieser entschuldigt.
«Ich hatte teilweise ein beklemmendes Gefühl und auch Angst»,erklärte der 22-jährige Inspektoranwärter bei der Stadt Bonn, dernach der Grundausbildung zum Stab in Koblenz gehörte. Dort wurde erzum Auslöser für die Ermittlungen gegen die Ausbilder, als er miteiner Wehrdisziplinar-Anwältin über seine Erlebnisse in Coesfeldsprach und so den Stein ins Rollen brachte. Der Zeuge erkannte aufden Fotos einige Ausbilder wieder und war sicher, dass der damaligeZugführer, Hauptfeldwebel D. aus Haltern und der Oberfeldwebel St.aus Lünen, dabei waren.
Ein 23 Jahre alter Maler und Lackierer aus Dortmund, der eineranderen Ausbildungsgruppe angehörte, berichtete, dass man ihm dieNase zugehalten und dann Wasser in den Mund gespritzt und Sand unterdas T-Shirt geschoben habe. Er habe die Sache aber als nicht soschlimm empfunden, schließlich habe er keine bleibenden Schädendavongetragen. Zwei weitere ehemalige Rekruten empfanden es vorGericht ebenfalls nicht als «besonders unangenehm», obwohl einer vonihnen bei der polizeilichen Vernehmung von einem «großen psychischenDruck» gesprochen hatte.
Den Angeklagten wird zur Last gelegt, 2004 bei vier simuliertenGeiselnahmen mehr als 160 Rekruten körperlich misshandelt undentwürdigend behandelt zu haben. Ursprünglich waren 18 ehemaligeBundeswehr-Ausbilder angeklagt. Gegen drei wurde inzwischen dasVerfahren eingestellt, so dass sich noch 15 Angeklagte vor Gerichtverantworten müssen.
Der Prozess wird am 24. Mai mit der Anhörung weiterer Ex-Rekrutenfortgesetzt. Ihren Aussagen wird eine vorentscheidende Bedeutungbeigemessen.