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Bundeswehr Bundeswehr: Deutsche Marine wird 50 Jahre alt

08.06.2006, 13:03
Durch das Zielkreuz seines Maschinengewehrs schaut ein deutscher Marinesoldat vor der Küste Dschibutis an Bord der Fregatte «Bayern» (Foto: dpa)
Durch das Zielkreuz seines Maschinengewehrs schaut ein deutscher Marinesoldat vor der Küste Dschibutis an Bord der Fregatte «Bayern» (Foto: dpa) dpa

Wilhelmshaven/Berlin/dpa. - Nebenanwohnten noch Flüchtlinge aus dem Zweiten Weltkrieg. Seither hat sichdie Marine mehrfach reformiert, Ballast über Bord werfen und Klippenumschiffen - und Unglücke verkraften müssen. Mit einem GroßenZapfenstreich feiert die mit knapp 19 000 Mann kleinsteTeilstreitkraft der Bundeswehr an diesem Sonntag in Wilhelmshavenihren 50. Geburtstag. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU)kann der Teilstreitkraft vor allem eins versichern: neue Aufgaben.

Jung will, wie schon sein Vorgänger Peter Struck (SPD), dass dieMarine im Falle eines Terrorangriffes, etwa auf einen deutschenHafen, unabhängig von der Polizei eingesetzt werden kann. Da diesunter einen Bundeswehreinsatz im Inland fällt, den das Grundgesetzderzeit nicht erlaubt, will Jung für die See-Streitkraft wie für dieLuftwaffe eine entsprechende Verfassungsänderung durchsetzen. Selbstdie oppositionellen Grünen werden sich nicht dagegen sperren. Ihrsicherheitspolitischer Sprecher im Bundestag Winfried Nachtwei betontjedoch: «Man kann über eine Klarstellung im Grundgesetz sprechen,aber auf keinen Fall über eine Ausweitung des Verteidigungsbegriffs.»

Jung hat ferner für Aufregung unter Verteidigungspolitikern mitseiner Ankündigung gesorgt, die Bundeswehr auch zur Sicherung derEnergieversorgung einzusetzen. Sein Argument: Das mache die Marinebereits mit der Sicherung der Seewege am Horn von Afrika. Was derMinister aber genau darunter versteht, ist noch unklar. Nachtweibefürchtet, dass dies ein «Türöffner in Richtung Ressourcen-Kriege»sei. Dazu sei die Bundeswehr nicht legitimiert.

Das Motto des Jubiläums lautet «Für Frieden, Freiheit und Recht».Wie die ganze 250 000 Mann starke Bundeswehr konzentriert sich dieMarine auf Auslandseinsätze. Das schwerste Unglück widerfuhr derBundesmarine vor 40 Jahren, als das U-Boot «Hai» bei einerÜberwasserfahrt in Richtung Schottland in der Nordsee sank und 19Soldaten starben. Das Boot, Baujahr 1944/45, wurde wenig spätergehoben und im selben Jahr verschrottet. 2002 kam es zu einerTragödie auf der Ostsee, als zwei junge Marine-Soldaten der Fregatte«Mecklenburg-Vorpommern» während eines NATO-Manövers beim Übersetzenvon einer Fregatte zur anderen über Bord gingen und ertranken.

Die Geschichte der DDR-Volksmarine endete im Grunde 1990 mit ihrerÜbernahme durch die Bundesmarine. Die DDR hatte andere Waffensysteme,die die Bundesregierung nicht erhalten wollte, weil dies als unnötig,zu aufwendig und kostspielig angesehen worden war. Ein übernommenerHubschrauber-Typ wurde wenig später ausgemustert, weil er nichtgebraucht wurde, wie es hieß. Längere Verwendung hatten dagegen«Wohnschiffe» als Hilfsschiffe der Flotte. Die Bundesmarine musstesich damals nur von ihrem Namen verabschieden. Seit 16 Jahren gibt esnur noch einheitlich die «Deutsche Marine».

Mit der im Jahr 2000 eingeleiteten Bundeswehrreform hat aber auchsie abspecken müssen. Mit am schmerzlichsten empfand sie die indiesem Monat nun endgültige Auflösung des Marinegeschwaders mit denKampfflugzeugen Tornado. Diesen Part übernimmt künftig die Luftwaffe.Der neue Marine-Inspekteur, Vizeadmiral Wolfgang Nolting, sagt, derFlotte bereiteten die immer knapperen Haushaltsmittel Sorge. Indiesem Jahr sei die Marine gezwungen, in Teilen auf Instandsetzungenzu verzichten. In seinem Tagesbefehl zu seinem Amtsantritt schrieber: «Wir alle wissen, dass der Dienst in unserer Marine imfünfzigsten Jahr ihres Bestehens wohl noch nie so vielfältig, aberauch so fordernd war wie heute im Zeitalter der Transformation.»

Die Deutsche Marine wird 50 (Grafik: dpa)
Die Deutsche Marine wird 50 (Grafik: dpa)
dpa