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Bulgarien Bulgarien: Ex-König Simeon II. wird Regierungschef

12.07.2001, 08:28

Sofia/dpa. - Der 64-jährige Adelige aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha wirdjetzt mit seinem bürgerlichen Namen - in bulgarischer Umschrift -Simeon Sakskoburgotski in der parlamentarischen Republik offiziellauftreten müssen. Dennoch blieb er seinem Manifest vom 16. Juni 1955beim Erreichen seiner Volljährigkeit im spanischen Exil treu. «Ichwerde ohne Ermüden für die Rückkehr des Wohlstandes aller Bulgarenarbeiten», sagte der damals 18-Jährige.

Dieses Vorhaben steht auch im Wahlprogramm seiner erst im Aprilgegründeten Nationalen Bewegung. Simeon II. versprach seinenLandsleuten, mit einem allgemeinen Wirtschaftsaufschwung «innerhalbvon 800 Tagen» ihr Leben zu verbessern. Er wolle auch «eine neueMoral» in der Politik einführen. Damit setzte er nach derEnttäuschung der Wähler über die traditionellen Parteien der früherenKommunisten und der Antikommunisten einen neuen Maßstab für diekünftige Regierung. Die westliche Orientierung des Balkan-Landes mitangestrebter Mitgliedschaft in der Europäischen Union und in der NATOsoll erhalten bleiben.

Um seinen Mythos aus dem Wahlkampf auch als Regierungscheferhalten zu können, wird Simeon II. die Bewältigung der Armut und derMissstände in Bulgarien umgehend anpacken müssen. Dass dieErwartungen der Menschen übermäßig groß sind, zeigte auch eineTabelle seiner 800 Tage mit Zeitangaben für die Erfüllung derköniglichen Wahlversprechen in der unabhängigen und einflussreichenZeitung «24 Tschassa» vom Vortag.

Mit der Terminangabe «sofort» wurden die versprochene spürbareErhöhung der Renten, die neuen Maßnahmen gegen Straßenkriminalitätund Korruption, die Einführung einer transparenten Staatsverwaltung,die Vergabe zinsloser oder zinsgünstiger Kredite von 5000 bzw. 10 000Lewa und die strafrechtliche Verfolgung bei Fällen vongesetzeswidriger Bereicherung gekennzeichnet.

Um das alles verwirklichen zu können, braucht Simeon II. einetatkräftige Regierung. Über ein Koalitionskabinett verhandelt er seitfast zwei Wochen mit den bisher regierenden VereinigtenDemokratischen Kräften (ODS) und mit der Türkenpartei (ODS).