Brandenburg Brandenburg: Manfred Stolpe, der «Pommersche Dickkopf»
Berlin/dpa. - Vor der Wende stand Stolpe von 1959 an im Dienst der evangelischenKirche Berlin-Brandenburg. Bis zur Wiedervereinigung stieg «BruderManfred» in die Führung des ostdeutschen Kirchenbundes auf. SeineKontakte als Kirchenführer zur DDR-Staatsführung waren nach der Wendefür manche Anlass zu Kritik.
1990 trat Stolpe der SPD bei und ging als Sieger aus der erstenLandtagswahl in Brandenburg hervor. Vier Jahre später holte der«Workaholic» trotz lahmender Konjunktur, steigender Arbeitslosigkeitund zunehmender Ausländerfeindlichkeit im Land die absolute Mehrheit.
Mehrere Affären in der Potsdamer Landesregierung und Jahre langerechtliche Auseinandersetzungen um eine angebliche Stasi-Vergangenheit erschütterten die Popularität des Landesvaters nicht.Unter dem Decknamen «Sekretär» soll er rund 20 Jahre lang Kontakt zumDDR-Ministerium für Staatssicherheit gehabt haben, einUntersuchungsausschuss entlastete ihn vom Vorwurf der aktivenMitarbeit.
Die Volksabstimmung gegen die von Stolpe favorisierte FusionBrandenburgs mit Berlin 1996 und die Entscheidung für einen neuenHauptstadtflughafen in Berlin-Schönefeld markieren politischeNiederlagen Stolpes. 1998 verlor die SPD ihre absolute Mehrheit.In jüngster Zeit sah sich der Regierungschef einer Reihespektakulärer Firmenpleiten gegenüber - die Insolvenzen der Prestige-Projekte Cargolifter und Lausitzring.
Für die Zeit nach seinem Rücktritt wird Stolpe als neuerVorsitzender der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung gehandelt. ImBundestagswahlkampf und im «Forum Ostdeutschland» der Bundes-SPD, demer seit 1996 vorsteht, will er sich auch künftig für ostdeutscheInteressen einsetzen.
Stolpe wurde am 16. Mai 1936 als Sohn einer Postangestellten undeines Kaufmanns in Stettin geboren. Er ist verheiratet und Vatereiner erwachsenen Tochter.