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Brandenburg Brandenburg: 1500 Menschen protestieren gegen Übungsplatz

01.01.2004, 19:24

Schweinrich/dpa. - Rund 1500 Menschen haben am Neujahrstag nach Angaben von Organisatoren und Polizei an der traditionellen Protestwanderung gegen den Bombenabwurfplatz bei Wittstock teilgenommen. Noch nie seien zu Jahresbeginn so viele gekommen, sagte Helmut Schönberg von der Bürgerinitiative «Freie Heide». Nach einer «geistlichen Besinnung» in der Kirche von Schweinrich (Ostprignitz-Ruppin) marschierte der Zug ohne Zwischenfälle zur Grenze des Schießplatzes, um dort eine Mahnsäule zu errichten.

Sie besteht aus einem Stahlrohr, in dem eine Rakete steckt. Die Inschrift lautet: «Militär tötet Mensch und Natur». In der Vergangenheit hatten Unbekannte die Mahnsäulen immer wieder beschädigt oder zerstört. An der 87. Protestwanderung beteiligten sich auch Landrat Christian Gilde (SPD) und die brandenburgische Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Cornelia Behm.

Um das 12 000 Hektar große Gelände in Nordbrandenburg - im Volksmund «Bombodrom» genannt - wird seit 1992 gestritten. Die Bundeswehr will über dem Areal Tiefflüge und Bombenabwürfe trainieren. Dagegen wehren sich sowohl Anwohner als auch Touristik- Unternehmer der Region und Kriegsgegner.

Mit dem Konflikt beschäftigen sich seit langem die Gerichte. Das Bundesverteidigungsministerium hat vorerst darauf verzichtet, den Übungsbetrieb aufzunehmen, den Minister Peter Struck (SPD) ursprünglich für den 18. August vergangenen Jahres angekündigt hatte. Struck argumentiert, die Luftwaffe brauche dringend den schon von den russischen Streitkräften genutzten Übungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide. Jährlich soll es dort etwa 1700 Einsätze geben.

«Es muss eine politische Lösung her», unterstrich Schönberg. Zum Verweis der brandenburgischen Landesregierung auf den wirtschaftlichen Nutzen der Bundeswehr für die Region, bemerkte er, sie habe «dilettantisch recherchiert». Schönberg forderte die große Koalition auf, ein Gutachten über die zu erwartenden Beeinträchtigungen des Tourismus durch das «Bombodrom» zu erstellen.