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Bildung Bildung: Lehrer gelten als überfordert

26.03.2009, 12:35

Berlin/dpa. - «DieBevölkerung beneidet Lehrer wirklich nicht», sagte dieGeschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, RenateKöcher, am Donnerstag bei der Vorstellung einer neuen Studie inBerlin. Mehr als zwei von drei Deutschen sehen Lehrer überfordert mitihren Klassen. Angesichts drohenden Lehrermangels will der DeutschePhilologenverband das Ansehen der Pädagogen nun verbessern.

«Schule wird in ganz umfassendem Maß mit der Erwartungkonfrontiert, dass sie Kinder erzieht», sagte Köcher. Bis zu zwei vondrei Bürgern finden, dass die Schulen ihre Rolle für mehrHilfsbereitschaft, Konzentrationsfähigkeit und Selbstbewusstsein derSchüler nicht erfüllen. Bei der Vermittlung von Grammatik, Mathematikund Englisch sind die Jugendlichen nach Ansicht von 58 bis 88 Prozentan ihren Schulen hingegen gut aufgehoben.

Das Image der Lehrer ist dabei mäßig. 65 Prozent meinen, vielenLehrern misslingt öfters angemessene Stoffvermittlung. 54 Prozentder Bundesbürger sind der Ansicht, viele Lehrer klagten überBelastung, ergab die repräsentative Allensbach-Umfrage im Auftrag derVodafone Stiftung Deutschland. 59 Prozent meinen aber auch: Lehrermüssen viele Erziehungsfehler der Eltern ausbügeln - sie tragen einegroße Verantwortung.

Der Vorsitzende des Philologenverbands, Heinz-Peter Meidinger,sagte, bei Pädagogen herrsche oft «Selbstüberforderung aufgrund des Erwartungsdrucks». Hoffnung kann den Lehrern laut Köcher machen, dassdas Bild in allen Kategorien «ungleich besser» sei, wenn Befragte alsEltern eigene Erfahrungen mit Lehrern haben.

Schlechte Schulleistungen liegen nach Ansicht von zwei von dreiBürgern an zu großen Klassen. Auch Eltern und Jugendlichen wirdVerantwortung bei miesen Noten gegeben. Nach Ansicht von 68 Prozentgehen diese auf zu viel Fernsehen und Computerspiele zurück. «Dasgräbt Zeit ab vom Engagement für die Schule», sagte Köcher.

53 Prozent der Beklagten beklagen zu viel ausgefallenenUnterricht. 49 Prozent wollen Pflicht-Deutschkurse für ausländischeSchüler. 70 Prozent meinen, die Schulen bereiteten die Kinder wenigeroder gar nicht gut auf das Berufsleben vor. Weit unwichtiger alsfrüher ist in den Augen der meisten laut Umfrage «mehr Disziplin».

Meidinger räumte ein: «Wir werden zu stark wahrgenommen überunsere Klagen.» Dies müsse sich ändern. «Die deutschen Lehrer sindbesser als ihr Ruf.» Das oft schlechte Ansehen mindere dieAttraktivität des Berufs. Für Mathematik, Informatik,Naturwissenschaften und Technik gebe es aber zu wenigStudienabgänger. Mit einem «Deutschen Lehrerpreis» sollen besondersengagierte und innovative Lehrer ausgezeichnet werden.

Allensbach-Umfrage zum Image von Lehrern (GRAFIK: DPA)
Allensbach-Umfrage zum Image von Lehrern (GRAFIK: DPA)
dpa