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Besuch in Berlin Besuch in Berlin: Theresa May und Angela Merkel werben für enge Beziehungen auch nach Brexit

Von Markus Decker 20.07.2016, 19:22
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die britische Premierministerin Theresa May.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die britische Premierministerin Theresa May. AP

Berlin - Theresa May ist sichtlich um Höflichkeit bemüht. „Vielen Dank. Es freut mich sehr, in Berlin zu sein“, sagt die britische Premierministerin zur Begrüßung – auf Deutsch. Später fügt sie, auf Englisch, hinzu, es sei doch sehr wichtig, dass hier zwei Frauen stünden, die gewiss gut zusammen arbeiten könnten. Da erwidert die neben ihr stehende Kanzlerin zunächst und auf Pointe: „Genau.“ In dem Moment lacht die Schar der deutsch-britischen Journalisten. Angela Merkel und Theresa May lachen mit.

Die bisherige Innenministerin ist erst seit wenigen Tagen im Amt. Ihr erster Auslandsbesuch führt sie sogleich nach Berlin. Sie hat wieder die Pumps mit dem Leoparden-Muster an, die sie schon während ihrer Visite bei Queen Elizabeth trug. Die Ehrenformation, staunt ein erfahrener Kollege vom Fernsehen, schreite May routiniert ab. Das Interesse der Medien an der Pressekonferenz am Abend ist trotz des schönen Sommerwetters enorm. Bei der Aufführung „May meets Merkel“ (May trifft Merkel) ist die Bude voll.

Merkel sieht die Britten in der Pflicht

Das Inhaltliche ist schnell erzählt. Die Kanzlerin sagt, trotz der Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union auszuscheiden, werde es bei einem freundschaftlichen Verhältnis bleiben. Man sei gemeinsam Mitglied in anderen westlichen Organisationen wie der Nato. Und man teile gemeinsame Werte.

Trotzdem sei es jetzt Sache der britischen Regierung, den Austritt zu erklären und dabei zu erläuterten, wie sie sich den Brexit vorstelle. „Die Europäischen Verträge sind an der Stelle sehr klar“, so Merkel. Und: „Niemand will eine Hängepartie.“ Also: keine Vorverhandlungen, keine Zugeständnisse.

May sagt: „Brexit bedeutet Brexit.“ Da werde man nicht wackeln. Mit einer entsprechenden Initiative sei indes nicht vor Ende des Jahres zu rechnen. Zudem unterstreicht auch der Gast aus London, dass Briten und Deutsche einander freundschaftlich verbunden bleiben würden. Schließlich sei die Bundesrepublik der zweitwichtigste Handelspartner. May lässt zugleich durchblicken, was sie will, nämlich unverändert regen wirtschaftlichen Austausch, und was sie nicht will: Flüchtlinge und Arbeitsmigranten aus der EU. Beide Frauen reden hörbar nicht um den heißen Brei herum.

Ein Gefühl von Entspannung

Der Rest ist Atmosphäre. Und die ist durchweg harmonisch. May wendet sich stets aufs Neue der viel erfahreneren Regierungschefin zu – wirkt aber zugleich selbstbewusst, etwa in dem sie recht entschieden Journalisten aus der Heimat zu Fragen aufruft, eine von der BBC und einen von der „Financial Times“. Man merkt: Obwohl es von außen erscheint, als gehe sie in Merkels Spuren, will May hier auch nicht zu devot erscheinen und keine Fehler machen. Merkel betont ein ums andere Mal, wie nah man einander sei und wie sie sich über den Besuch freue. Mehrmals verwendet sie das Wort „sehr“. Das Publikum soll nicht glauben, sie wolle die Briten abstrafen und ihre Repräsentantin auflaufen lassen.

Nach einer halben Stunde ziehen May und Merkel von dannen. Man hat nicht den Eindruck, dass sie sich nicht verstehen würden.