Berliner Spendenskandal Berliner Spendenskandal: Die Ära Landowsky steht vor dem Ende
Berlin/MZ. - Nervös nestelt er an seiner teuren Seidenkrawatte, zieht immer wieder an seinem Anzug aus feinem Tuch - doch mit seinen Worten möchte Klaus-Rüdiger Landowsky (58) noch immer den Eindruck erwecken, als habe er das Selbstbewusstsein persönlich erfunden. Stur hält er an der Überzeugung fest, sich selbst nichts vorwerfen zu müssen, "auch wenn die ganze Stadt auf meinen Rücktritt wartet".
Der Berliner CDU-Fraktionschef, die personifizierte Verkörperung des seit Jahrzehnten an der Spree gültigen Machtgeflechts zwischen Politik und Wirtschaft, weiß, dass er angezählt ist. Um den Spitzenpolitiker der Christdemokraten ist es nach der neuen großen Parteispendenaffäre und dem gestrigen Krisengipfel in Berlin einsamer geworden.
Reicht es aus, dass er nun seinen Posten als Vorstandssprecher der Berliner Hyp aufgibt, um ohne Blessuren aus dem politischen Ring zu steigen?
Fest steht: Die Ära Landowsky geht zu Ende. Die alten, in über vier Jahrzehnten bewährten Regeln, funktionieren in der neuen Hauptstadt nicht mehr. Der nach dubiosen Parteispenden ins Zwielicht geratene erfolgreichste Strippenzieher aller Zeiten in Berlin, gleichzeitig ein Champion auf dem Schachbrett des Pragmatismus, hat seine letzten Züge verloren. Der Mann, der 1995 Spenden in Höhe von mindesten 40000 Mark von zwei Geschäftsführern der Immobiliengruppe Aubis annahm, die etwa zur gleichen Zeit Millionenkredite von der zu knapp 50 Prozent dem Land gehörenden Bank Landowskys erhielten, galt seit den sechziger Jahren als "Mister Westberlin". Er war gleichzeitig Chef des "Systems Landowsky", dass damals in der Zeit des Kalten Krieges entstand, im eingemauerten Berlin, in einer Zeit, in der ohne den Staat im "Notopfer-Berlin" nichts lief. Da gab es viele Subventionstöpfe, mit denen es sich hervorragend leben ließ.
Ein kleiner Kreis von Männern aus Politik und Wirtschaft, an der Spitze Landowsky, übernahm die Macht in Berlin. In diesem Spinnennetz persönlicher Beziehungen, mit den richtigen Verbindungen zu den Schaltstellen der Macht, erlebten erst der Subventionsalltag, später dann die Spekulationseuphorie ihre Sumpf-Blütezeit. Im damaligen Westberlin kannte jeder jeden in den Chefetagen von Banken und Politik. Klientel-Wirtschaft und Korruption gelangten in der hoch subventionierten "Frontstadt Berlin" zu besonderer Blüte. Das Wort "Interessenkollision" existierte einfach nicht.
Auch die Chefs der Immobiliengruppe Aubis, denen ein Kreditrahmen von rund 600Millionen Mark zum Kauf von 16000 Plattenbauwohnungen in den neuen Ländern eingeräumt wurde, erinnerten sich ihrer "guten Beziehungen", zumal sie das richtige Parteibuch besitzen: Klaus-Hermann Wienhold, ein Ex-Polizist, arbeitete unter Landowsky als Landesgeschäftsführer der Berliner CDU. Sein Freund und Aubis-Kompagnon Christian Neuling saß für die CDU acht Jahre im Bundestag.
Auf die "Verbindungen" kam es im Leben von Landowsky immer an. Gemeinsam mit Eberhard Diepgen und Peter Kittelmann hatte der heute 58-Jährige zunächst an der Freien Universität eine Art "Trio Infernale" ins Leben gerufen - eine Jung-Truppe, die sich den Weg durch alle Institutionen bis in die höchsten Parteiämter bahnte.
Auch Heinrich Lummer zählte dazu, ebenso wie der inzwischen verstorbene Jürgen Wohlrabe, Jürgen Klemann und Peter Radunski.