Berlin-Neukölln Berlin-Neukölln: Rütli-Schule in Berlin zieht eine positive Bilanz

Berlin/dpa. - Der Hilferuf derLehrer hatte eine bundesweite Debatte ausgelöst über Gewalt anSchulen, die Hauptschule insgesamt und die Frage, ob die Integrationgescheitert ist. Beim Tag der Offenen Tür wurden die Leistungen derSchule, zahlreiche neue Aktivitäten und ihre Pläne für die Zukunftvorgestellt. Dazu gehören Angebote gegen das Schule-Schwänzen sowieeine eigene Kleidermarke.
Nach Angaben der Polizei waren etwa 600 Gäste in die Rütli-Schulegekommen. Berlins neuer Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte amVortag mitgeteilt, er nehme in Absprache mit der Schulleitung bewusstnicht an dem Tag der Offenen Tür teil. Er wolle «Effekthaschereivermeiden», sagte Zöllner.
Von den rund 275 Schülern der Schule in einem sozialenBrennpunktgebiet des Stadtteils Neukölln haben etwa 80 Prozent einenausländischen Hintergrund. In dem Schreiben der Lehrer war imvergangenen Jahr von «totaler Ablehnung des Unterrichtsstoffes undmenschenverachtendem Auftreten» die Rede. Schulleiter Dzembritzkibetonte, es habe sich seitdem viel getan. «Die ganze Schule hat sichseit dem letzten März sehr über die stigmatisierenden Medienberichtegeärgert», sagte er. «Bei allen Problemen, die mit Hauptschulenauftraten, wurden wir immer genannt.» Rütli verdiene eine zweiteChance.
Die Debatte um die Hauptschule ist unterdessen nicht beendet. DieBerliner Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Rose-MarieSeggelke, plädierte in der «Berliner Zeitung» erneut für derenAbschaffung. In ihrem Brief hatten die Lehrer damals geschrieben,dass die Hauptschule in ihrer Form aufgelöst werden müsse. In der«taz» schrieb der Leiter der Hauptschule Innenstadt in Tübingen,Fritz Sperth: «Der Untergang der Hauptschule ist nicht aufzuhalten.Die Schulform wird nicht mehr akzeptiert. Heute kommt niemand mehrfreiwillig in die Hauptschule.»
Zum Jahrestag der Veröffentlichung des Hilferufs der Rütli-Lehrerschrieben zahlreiche Politiker und Verbandsvertreter ihrerseitsBriefe an die Schule. Der Vorsitzende des Türkischen Elternvereins,Safter Cinar, schrieb in einem in der «Berliner Zeitung»veröffentlichten Brief: «Ich habe Respekt vor dem, was Sie, dasKollegium und insbesondere die Schüler/innen im vergangenen Jahrgeleistet haben.» Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky(SPD) forderte die Abschaffung der Hauptschule. Sie habe keinePerspektive, da sie am Ende eines Auswahlprozesse stehe. In einemdpa-Gespräch hatte Buschkowsky die Hauptschule als «Reste-Sammelschule» bezeichnet.