Berlin Berlin: Grabschänder stehlen Urne von Fritz Teufel

Berlin/dpa. - Unbekannte Grabschänder haben in Berlin die Urnevon Fritz Teufel gestohlen, einem der prominentesten Vertreter der68er-Bewegung. Das Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof inBerlin-Mitte war am Samstagvormittag aufgewühlt, die Asche aus derUrne verstreut. Die Hintergründe der Tat waren auch am Sonntag nochvöllig unklar. Die Ermittler vom Staatsschutz fanden allerdings einenZettel, der mit der Tat in Verbindung stehen könnte.
Es werde überprüft, ob es einen Bezug zu der Tat gebe, sagteein Polizeisprecher dazu lediglich. Weitere Angaben wollte er ausermittlungstaktischen Gründen nicht machen. Wie die «B.Z. am Sonntag»berichtete, soll auf dem Zettel «Der Teufel ist tot» und«Menschenschänder» stehen. Ein Ehepaar hatte am Samstagvormittaggegen 10.30 Uhr das geschändete Grab auf dem Friedhof unweit derFriedrichstraße bemerkt und die Polizei verständigt. Die Online-Ausgabe der «Berliner Morgenpost» berichtete kurz danach über denVorfall.
Offenbar waren der oder die Täter nachts über die Mauer geklettertund zerstört das Grab. Dabei wühlten sie nach Angaben der Polizei dieErde auf, gruben die etwa 80 Zentimeter tief liegende Urne aus undnahmen sie mit. Die Asche des Toten war auf den Gehwegen unweit desGrabes verschüttet worden. Die Polizei sperrte den größten Teil desFriedhofes für mehrere Stunden ab, um Spuren zu sichern. Außerdemwurde die Umgebung des Friedhofes nach der Urne abgesucht, allerdingsohne Erfolg.
Teufels Lebensgefährtin Helene Lollo reagierte erschüttert auf dieNachricht. Sie könne sich überhaupt nicht erklären, wie jemand soetwas Schreckliches tun könne, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa.Sie sei sehr betroffen, wolle aber nicht weiter über ihre Gefühlesprechen. «Meine Gemütslage ist Privatsache», fügte sie hinzu.
Teufel war am 6. Juli dieses Jahres im Alter von 67 Jahrengestorben. Freunde und Weggefährten hatten auf dem Friedhof, wo vieleProminente beerdigt sind, Abschied genommen. Das frühere Mitglied derKommune 1 in Berlin hatte lange an der Parkinson-Krankheit gelitten.Ende der 1960er Jahre war der gebürtige Schwabe mit provozierendenAktionen bekanntgeworden. Insgesamt verbrachte er acht Jahre imGefängnis, unter anderem als Mitglied der terroristischen «Bewegung2. Juni».
Der Dorotheenstätische Friedhof ist reich an Prominentengräbern.Beigesetzt wurden dort etwa die Philosophen Georg Wilhelm FriedrichHegel und Gottlieb Fichte, der preußische Baumeister Karl FriedrichSchinkel sowie die Dramatiker Bertolt Brecht und Heiner Müller.

