Bayern Bayern: Söder wird neuer Finanzminister
München/MZ. - Es hatte eine Weile so ausgesehen, als habe sich Markus Söder verspekuliert. Da strahlte sichein Karl-Theodor zu Guttenbergin der CSU nach oben, und ein zurückhaltender Mann namens Georg Fahrenschon wurde Finanzminister. Beide galten als Kronprinzen in der CSU-Rangfolge, als mögliche nächste Ministerpräsidenten und Parteichefs.
Es schien, als hätte Söder die Aussicht auf einen Platz in der ersten Reihe verloren – allem Ehrgeiz, allen Anpassungen, allem Beziehungsaufbau zum Trotz. Irgendwann hat sich Söder in einem Urlaub einmal einen Vollbart stehen lassen. Der Bart ist längst wieder ab. Und die Konkurrenten sind weg. Ein bisschen warten hat ausgereicht. Guttenberg ist über seine Eitelkeit gestolpert, Fahrenschon tauscht die Arbeit mit unberechenbarem Chef und ungewisser CSU-Zukunftgegen einen gut bezahlten Job als Sparkassenchef.
Nun musste Söder nicht mal kämpfen. In der absoluten Schwächephase des Ministerpräsidenten hat er sich selbst als Finanzminister installiert. Für eine Nachfolge Seehofers ist der 44-Jährige nun auf dem aussichtsreichsten Posten. In der CSU kursieren schon zwei Szenarien: In dem einen verliert die CSU 2013 die Landtagswahl. Horst Seehofer wäre nicht mehr Ministerpräsident und müsste als Parteichef zurücktreten. Söder würde nach dem Parteivorsitz greifen und im Landtag als Fraktionschef die Oppositionsführung übernehmen. Das könnte nur dann schiefgehen, wenn Söder – der einstige CSU-Generalsekretär und Stoiber-Getreue – zu sehr mit der „alten“ CSU identifiziert wird und zu wenig mit einem Neuanfang.
Im zweiten Szenario gewinnt die CSU die Landtagswahl. In diesem Fall bliebe Seehofer erst einmal Ministerpräsident und würde sein Amt zur Mitte der Wahlperiode übergeben – an seinen Finanzminister Söder. Der hätte damit das Glück, Regierungschef werden zu können, ohne sich einer Wahl stellen zu müssen. So sehr er es schaffen mag, auf Parteitagen CSU-Delegierte auf seine Seite zu ziehen– bei den Wählern gilt er als schwer vermittelbar. Zu sehr verbindet man in Bayern mit Söder immer noch den polternden CSU-Generalsekretär, einen der wendig ist und wenig prinzipientreu.
Söder hatte längere Zeit nichts einzuwenden gegen das Krawallmacher-Etikett. Aber seit er im Kabinett ist, versucht er gegen dieses Image anzuarbeiten. Er gibt sich staatsmännischer seitdem.Er inszeniert sich als Mann für die Energiewende der CSU – nachdem er noch 2010 den Rücktritt von Bundesumweltminister Röttgen (CDU) gefordert hatte. Als Finanzminister muss sich Söder nun der Landesbank widmen. Aber bundespolitische Themen interessieren ihn mehr. „Er muss vor allem Schäuble und Rösler ärgern“, heißt es in der CSU. Dass er dazu fähig ist, daran zweifelt kaum jemand. : DPA