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Bayern Bayern: Der Stern von Gabriele Pauli verblasst

21.12.2007, 07:23
Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (l.) hat sich dieexklusive Veröffentlichung ihrer CSU-Austrittserklärung von derZeitschrift «Vanity Fair» bezahlen lassen. (Foto: ddp)
Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (l.) hat sich dieexklusive Veröffentlichung ihrer CSU-Austrittserklärung von derZeitschrift «Vanity Fair» bezahlen lassen. (Foto: ddp) ddp

Fürth/dpa. - Noch vor einem Jahr war sie die gefeierte Rebellinin der CSU, die dem früheren CSU-Chef Edmund Stoiber kühn die Stirnbot. Inzwischen verliert Gabriele Pauli selbst im heimischen LandkreisFürth an Rückhalt. Mehr als elf Monate nach dem spektakulärenStoiber-Rückzug beginnt der Stern der einstigen Aufsteigerin zuverblassen. Seit sie die CSU verlassen hat und demnächst auch ihreLandratposition verlieren wird, büßt Pauli zunehmend an Popularität ein. Auch mit ihren Medien-Kapriolen und ihren umstrittenenVorstellungen über Ehe und Familie manövrierte sich die «schöneLandrätin» ins Abseits.

Sie selbst sieht sich freilich - unbeirrt von vernichtendenMedienkommentaren und wachsender politischer Isolation - alsKämpferin wider politische Doppelmoral und «inszenierte Politik» -und setzt dabei auf den Glanz früherer Tage. Tatsächlich hatte siefür ihren Mut und ihre Beharrlichkeit, mit der sie zum Jahreswechsel2006/2007 Stoibers Rücktritt gefordert hatte, innerhalb und außerhalbder Partei viel Anerkennung gefunden. Getragen von einerSympathiewelle, die nach Bespitzelungsvorwürfe ins Rollen gekommenwar, stürzte sie die CSU in ihre größte Führungskreis seit vielenJahren.

Im CSU-Parteivorstand hatte Pauli Mitte Dezember 2006 Mitarbeiternder Staatskanzlei vorgeworfen, man habe versucht, ihr Privatlebentelefonisch auszuforschen - um die notorische Stoiber-Kritikerin mitmöglichen pikanten Details politisch kalt zu stellen. Als sie einenZeugen benannte, geriet die Staatskanzlei erheblich unter Druck. Aberauch der Rücktritt von Stoibers langjährigem Büroleiter MichaelHöhenberger brachte nur vorübergehend Entlastung für den früherenCSU-Chef. Ihren größten Triumph erlebte Pauli schließlich, alsStoiber am 18. Januar auf einer Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion in Wildbad Kreuth für September seinen Rücktrittankündigte.

Das plötzlich aufgeflammte Medieninteresse rückte die CSU-Rebellin praktisch über Nacht europaweit in den Blickpunkt. SelbstFernseh-Teams aus Skandinavien wurden bei der Landrätin wegenInterviews vorstellig. Beim Anblick von nicht autorisierten Fotos imMagazin «Park Avenue», die Pauli im Domina-Stil zeigten, rieben sichallerdings selbst Sympathisanten verwundert die Augen.

Auch in ihrer eigenen Partei geriet Pauli immer stärker in dieIsolation. Selbst ihr alter Kampfgefährte Günther Beckstein (CSU),der erst dank der CSU-Führungskrise den Sprung auf denMinisterpräsidenten-Sessel schaffte, machte schon bald klar, dass erPauli keinesfalls in sein Kabinett holen werde. Eine Niederlage aufder ganzen Linie erlebte Pauli schließlich auf dem CSU-Landesparteitag Ende September; dort unterstützten lediglich 2,5Prozent der Delegierten ihre Kandidatur für das Amt des CSU-Chefs.Was Pauli aber am meisten schmerzte: Ihre familienpolitischenVorstöße, in denen sie sich unter anderem für eine Abschaffung desEhegattensplittings einsetzte, wurden abgeschmettert.

Verdrossen kehrte Pauli schließlich im Spätherbst der CSU denRücken. Ihren Parteiaustritt vermarktete sie exklusiv über dasMagazin «Vanity Fair». Nachdem sie auf eine erneute Kandidatur fürdas Amt des Fürther Landrats verzichtete, wird sie Ende April auchihre letzte politische Bastion verlieren. «Ab 1. Mai bin ichfreischaffende Politikerin», stellt sie selbstironisch fest. Ob siedann allerdings mit der erhofften Landratspension rechnen kann, stehtderzeit in den Sternen. SPD und CSU im Kreistag Fürth wollen alleHebel in Bewegung setzen, damit die Pensionszahlungen an sie erst abdem 62. Lebensjahr fließen - also erst in knapp zwölf Jahren.