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BAMF-Präsident Manfred Schmidt im Porträt BAMF-Präsident Manfred Schmidt im Porträt: Der Mann an der Spitze der Asyl-Debatte

Von Daniela Vates 03.08.2015, 15:16

Berlin - Er ist selbst Sohn eines Flüchtlings. Manfred Schmidts Mutter, geboren in Polen an der Grenze zur Ukraine, kam als Kriegsflüchtling erst nach Berlin, dann nach Frankfurt. Der Sohn, geboren 1959, steht nun im Zentrum eines neuen Flüchtlingstrecks. Er ist Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das über die Asylanträge von Einwanderern entscheidet – über die Frage also, wer bleiben darf und wer nicht.

Eigentlich hatte Manfred Schmidt Polizist werden wollen. Als das nicht klappte, studierte er Jura und begann,  im Bundesinnenministerium zu arbeiten. Verwaltungsorganisation war sein Bereich. Die Dinge ordnen und strukturieren also. Erst ging es um das Kommunalvermögen der neuen Bundesländer, dann stieg er auf in die Ministeriumsleitung und kümmerte sich um den Etat des Hauses. Es ging viel um Zahlen und Geld. Dann kamen die Krisen: Schmidt übernahm die Zentralabteilung, wo alle Probleme des Ministeriums zusammenlaufen. Dann wurde er Abteilungsleiter für Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz.

Thomas de Maizière berief Schmidt zum BAMF-Präsidenten

Erfahrung mit Zahlen, Geld, Krisen und Verwaltung und obendrein Jurist – das schien dem damaligen Innenminister Thomas de Maizière 2010 eine gute Voraussetzung, um Schmidt zum neuen BAMF-Präsidenten zu berufen. Sein Vorgänger Albert Schmid ging in Pension. Erfahrung mit Zuwanderung und Flüchtlingen brachte der neue Schmidt nicht mit. Aber es waren auch gerade eher ruhige Jahre im BAMF. Die Flüchtlingswelle sollte erst ein paar Jahre später einsetzen.

Monat für Monat meldet Schmidts Behörde die neuen Asylbewerberzahlen. Am vergangenen Freitag gab es einen neuen Rekord: 79.000 neue Asylanträge im Monat Juli – der höchste Wert seit Beginn der Zählungen im Jahr 1993. Die lange Dauer von Asylverfahren ist einer der Haupt-Kritikpunkte in der Debatte. Schmidts Behörde, die in Nürnberg ausgerechnet in einer ehemaligen zwischendurch auch von US-Besatzungstruppen genutzten SS-Kaserne untergebracht ist, wird deswegen dieses Jahr um 1000 Mitarbeiter aufgestockt. Schmidt sagt man habe die Bearbeitungszeit schon gesteigert von 7,1 auf 5,3 Monate.

Schmidt will Balkan-Flüchtlingen Asylgrund nehmen

Er  könnte sich aufs Vermelden von Zahlen beschränken, aber er mischt sich auch in die Debatte ein. Sein Ziel: den Zustrom beschränken. Auch sein Blick richtet sich dabei auf die Menschen, die aus den Balkan-Ländern kommen. Mehr Länder zu sicheren Herkunftsländern erklären und damit den Asylgrund nehmen, Taschengeld streichen, Wiedereinreisesperre und Aufenthaltsverbot, das sind Schmidts Vorschläge. Es sind scharfe Worte. Schmidt trägt sie in seiner Art vor, nüchtern und ruhig.

In Fachkreisen heißt es, der Hobby-Fotograf  sei eigentlich kein Hardliner, sondern meist vernünftig und abwägend.  Er hat erklärt, dass es keine flächendeckende Zuwanderung in die Sozialsysteme gebe, wie es etwa die CSU insinuiert hat. Er fordert Bürger auf, den direkten Kontakt zu Flüchtlingen zu suchen, weil das helfe, Vorurteile abzubauen. Seine Mutter hat über ihre Flüchtlingserlebnisse nie wirklich gesprochen.