Özoguz zu Gauland Aydan Özoguz zu Alexander-Gauland-Beleidigung: "Darf man in Deutschland eigentlich alles sagen?"

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoguz (SPD) hat sich erstmals persönlich zu dem Angriff des AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland geäußert. Özoguz war zu Gast in der Talkshow „Maischberger“, in der es um das Thema Erdogan und seine Provokationen in Richtung Deutschland ging.
Gauland hatte Ende August bei einer Wahlkampfveranstaltung in Thüringen, in der er über eine „spezifisch deutsche Kultur“ sprach, gesagt, man solle „die Özoguz in Anatolien entsorgen“.
„Man ist vieles gewohnt“
Am Mittwochabend fragte Sandra Maischberger die türkischstämmige Özoguz dann gegen Ende der Sendung: „Wie sehr trifft Sie das? Und Sie sind vieles gewohnt.“ „Man bekommt ja ständig solche Mails, Sprüche, Facebook-Sachen“, sagt Özoguz zunächst sachlich. Leider sei man daher „gewisse Dinge“ tatsächlich gewohnt. Und sie habe zunächst das Ausmaß der Gauland-Äußerung gar nicht erkannt.
Dann wird sie aber doch persönlicher. Sie habe sich irgendwann gedacht: „Mensch, was darf man eigentlich in Deutschland alles sagen?“ Die Äußerung habe sie doch getroffen. Zudem habe Gauland später in einer TV-Sendung seine Wortwahl zu relativieren versucht. Er habe ja nicht von „deportieren“ gesprochen.
AfD-Wahlveranstaltung in Pforzheim: Gauland und Steinbach witzeln erneut über Özdoguz
Der AfD-Spitzenkandidat selbst hatte wenige Stunden vor dem „Maischberger“-Talk bei einer Wahlkampfveranstaltung seiner Partei noch einmal nachgelegt und sich vor Anhängern der AfD über seine Aussage und die Reaktionen darauf amüsiert. Wie die „Welt“ berichtet, habe Gauland unter Gelächter der Anwesenden gewitzelt: „Ich habe eigentlich nur Frau Özoguz einen längeren Urlaub in einem Land empfohlen, wo sie offenbar mehr von der Kultur versteht.“
Auch Erika Steinbach, Ex-CDU-Bundestagsabgeordnete und Gast-Rednerin der Veranstaltung, stichelte: „Sich zu empören, wenn Alexander Gauland sagt, wir wollen sie entsorgen in eines der beliebtesten Urlaubsgebiete der Deutschen, nach Anatolien – das ist schon abenteuerlich.“ Erneut sei zustimmend gelacht worden.
Stimmung hat sich geändert
Passend dazu schilderte auch Aydan Özoguz bei Sandra Maischberger, wie sich ihrer Meinung nach die Stimmung in Deutschland verändert habe, unabhängig von ihrer persönlichen Betroffenheit. Es werde nicht bei Muslimen bleiben, denn Menschen wie Gauland wollten ganze Gruppen ausgrenzen. Und sie habe sich sehr gefreut, als der frühere Bundesrichter Thomas Fischer Anzeige erstattete. (cm)