Auslandseinsätze Auslandseinsätze: Unruhige Festtage für die Bundeswehr

BERLIN/MZ. - Die Bundeswehr kam überWeihnachten nicht zur Ruhe. Deutsche Marine-Soldatender Fregatte "Karlsruhe" stoppten am erstenWeihnachtstag - nur zwei Tage nach Beginnihrer Präsenz am Horn von Afrika im Rahmender EU-Mission "Atalanta" - einen Angriffschwerbewaffneter Seeräuber auf einen ägyptischenFrachter. Dabei wurde ein Piratenboot aufgebracht,die Besatzung entwaffnet und danach frei gelassen.
Weil die "Karlsruhe" 92 Kilometer vom Ortdes Piratenüberfalls entfernt war, sei einBordhubschrauber zur Hilfe geschickt worden,sagte der Bundeswehr-Sprecher in Dschibuti,Korvettenkapitän Christoph Kohlmorgen. "Unmittelbarnachdem der Hubschrauber bei dem ägyptischenHandelsschiff angekommen war, haben die Piratenvon dem Schiff abgelassen." Sie hatten denFrachter mit Sturmgewehren beschossen.
Im nordafghanischen Kundus wurden Heiligabendinnerhalb weniger Minuten zwei Angriffe aufdie Bundeswehr verübt. Eine Patrouille ineinem Panzerfahrzeug vom Typ "Dingo" wurdemit Handfeuerwaffen und einer Panzerfaustbeschossen. Zuvor waren vier Raketen auf dasdeutsche Feldlager abgeschossen worden, dieihr Ziel jedoch verfehlten. Verletzt wurdeniemand.
Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnoldwarnte dennoch vor einer Dramatisierung derLage für die Bundeswehr. "Befürchtungen, dassdas ein regelrechter Kampfeinsatz wird, sindwirklich überzogen", sagte er der MZ mit Blickauf die Marine-Mission. "Die Marine hat alleFähigkeiten, Gefahren auf Distanz zu halten."Gefährlich werde es nur dann, wenn ein gekapertesSchiff gebordet werden müsste.
Arnold fuhr fort: "Die Piraten stellen jetztihre Strategie um. Sie werden schneller schießen,wenn sie ein Schiff kapern wollen, weil siewissen, dass Hubschrauber kommen, wenn sieSchiffe nicht schnell besetzen." Deshalb müsseauch die Bundeswehr schnell reagieren. Wenndie Hubschrauber kämen, ergriffen die Piratendie Flucht, weil sie wüssten, dass sie keineChance hätten. In Afghanistan wiederum habeder Dingo ausreichend Schutz geboten.
Generell stellte Arnold fest: "Wir hattenschon einmal 11000 Soldaten im Auslandseinsatz.Jetzt pendelt sich das bei etwa 7000 ein."Das Gefühl der Menschen, dass immer mehr Soldateneingesetzt würden, entspreche folglich nichtder Realität.