Schwere Explosion Atomwaffentest: Explosion in Nordkorea fast zehn Mal stärker als Atomwaffentest 2016
Seoul - Mit seinem bislang stärksten Atombombentest hat Nordkorea die internationalen Spannungen um sein Nuklearprogramm gefährlich angeheizt. Das Staatsfernsehen meldete am Sonntag die „erfolgreiche“ Zündung einer Wasserstoffbombe, die eine „beispiellose Kraft“ entfaltet habe.
Die Detonation ließ die Erde im Umkreis von hunderten Kilometern beben und wurde auch in Deutschland seismografisch registriert. US-Präsident Donald Trump nannte das Vorgehen Pjöngjangs „sehr feindlich und gefährlich“ für die USA. Nordkorea gab an, mit dieser Bombe auch eine Langstreckenrakete bestücken zu können. Den Test wertete Pjöngjang als „absoluten Erfolg“. Die Zündung sei ein „sehr bedeutsamer Schritt beim Erreichen des Ziels, die staatliche Nuklearmacht zu vervollständigen“, sagte die Nachrichtensprecherin des nordkoreanischen Staatsfernsehens.
Handgeschriebener Befehl von Kim Jong Un
Das Fernsehen zeigte einen handgeschriebenen Befehl von Machthaber Kim Jong Un zur Zündung der Bombe am Mittag des 3. September nordkoreanischer Zeit. Bereits wenige Stunden vor der Explosion erklärte Nordkorea, eine Wasserstoffbombe entwickelt zu haben, mit der Interkontinentalraketen bestückt werden könnten. Kim habe im Institut für Atomwaffen eine solche Bombe inspiziert, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA.
Es handele sich um eine „thermonukleare Waffe mit einer außerordentlichen Explosionskraft, geschaffen durch unsere eigenen Anstrengungen und eigene Technologie“, zitierte KCNA den Machthaber. Auf den Test aufmerksam wurde das Ausland zunächst durch ein starkes Erdbeben, das durch die Zündung verursacht wurde: Erdbebenwarten in Südkorea, Japan, China und den USA meldeten ungewöhnliche Stoßwellen, die vom Bereich des nordkoreanischen Atomwaffentest-Geländes Punggye-ri ausgingen.
Stärkstes jemals gemessenes künstliches Beben
Das Beben hatte demnach die Stärke 6,3. Nach südkoreanischen Angaben war dies fünf bis sechs Mal stärker als beim letzten Atomwaffentest vor einem Jahr, der bis dahin als der stärkste gegolten hatte. Auch in einer Messstation im Bayerischen Wald wurden elf Minuten und 36 Sekunden nach der Explosion seismische Signale von dem 8200 Kilometer entfernten nordkoreanischen Testgelände registriert, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover mitteilte.
Im Vergleich zu den vorherigen Atomwaffentests Nordkoreas sei bei der aktuellen Explosion eine erhebliche Steigerung festzustellen gewesen. International wurde der Test scharf verurteilt. Südkoreas Staatschef Moon Jae In forderte die „schärfste Bestrafung“ Pjöngjangs.
Der UN-Sicherheitsrat müsse weitere Sanktionen verhängen, um Nordkorea „vollständig zu isolieren“. Moon kündigte auf einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats an, mit dem Verbündeten USA über die Entsendung der „stärksten strategischen Potenziale des US-Militärs“ zu sprechen. Das chinesische Außenministerium erklärte seine „entschiedene Ablehnung und scharfe Verurteilung“ des nordkoreanischen Vorgehens.
Macron und Merkel fordern Verschärfung der EU-Sanktionen
Peking hatte bereits im vergangenen Monat den neuen scharfen Strafmaßnahmen des UN-Sicherheitsrats zugestimmt. An seiner Grenze mit Nordkorea ließ China die Radioaktivität messen. Trump twitterte, Pjöngjang sei eine „große Bedrohung und Peinlichkeit“ auch für China, „das versucht zu helfen, aber mit wenig Erfolg“.
Eine Politik der Befriedung mit Nordkorea „funktioniert nicht“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Präsident Emmanuel Macron forderten eine Verschärfung der EU-Sanktionen. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte, der sechste Atomtest Nordkoreas heize die „ohnehin hochgespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel“ bewusst weiter an. Die japanische Regierung legte scharfen Protest bei der nordkoreanischen Botschaft in Peking ein.
Das russische Außenministerium warf Nordkorea eine „demonstrative Missachtung“ der Vorgaben des UN-Sicherheitsrats vor. Bereits im Januar 2016 hatte Pjöngjang erklärt, erstmals eine Wasserstoffbombe erfolgreich getestet zu haben. Damals bezweifelten Experten allerdings, dass es sich bei dem Atomtest tatsächlich um eine Wasserstoffbombe gehandelt habe. Solche Bomben sind technisch außerordentlich kompliziert herzustellen und potenziell besonders verheerende Nuklearwaffen, da sie eine weit stärkere Explosionskraft haben als herkömmliche Atombomben. Nordkorea arbeitet derzeit offenbar daran, seine Bomben so zu verkleinern, dass sie als Sprengköpfe auf Interkontinentalraketen montiert werden können. Damit könnten sie auch die USA erreichen. (afp)