1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Atomwaffen in der Eifel: Atomwaffen in der Eifel: Keine Liebesgrüße aus Moskau

Atomwaffen in der Eifel Atomwaffen in der Eifel: Keine Liebesgrüße aus Moskau

Von Milan Panek 23.09.2015, 16:30
Der Bundeswehr-Fliegerhorst in Büchel
Der Bundeswehr-Fliegerhorst in Büchel dpa Lizenz

Köln - 50.174786,7.065260 – diese Zahlenreihe steht für die Koordinaten eines rheinland-pfälzischen Örtchens in der Eifel bei Cochem. Hier liegt zwischen Mischwäldern und Weinreben am Moselufer der einzige US-Atomwaffenstützpunkt Deutschlands. Berichten der ZDF-Sendung „Frontal 21“ zufolge, plant die US-Regierung in naher Zukunft eine Modernisierung des Atomwaffenkontingentes auf dem Fliegerhorst Büchel. Die Atombomben vom Typ B 61-12 sollen den veralteten Bestand ersetzen, der noch aus den Zeiten des kalten Krieges stammt. Im Kriegsfall könnten die neuen Atomwaffensysteme von deutschen Torpedos abgeworfen werden.

Das ZDF beruft sich dabei auf interne US-Haushaltspläne. Eine offizielle Bestätigung dieses Vorhabens blieb bisher aus. Laut Rüstungsexperten in der Sendung, seien die neuen Atombomben zielgenauer als ihre Vorgängermodelle.

Reaktionen aus dem Kreml

Laut der Nachrichtenagentur Interfax reagiere die russische Regierung mit Empörung und sehe die militärische Balance in Gefahr. Die USA hätten laut Kremlsprecher Dmitri Peskow einen „ernsten Schritt“ dazu beigetragen, die Spannungen zu verschärfen. Falls die Pläne der US-Regierung tatsächlich realisiert werden sollten, sehe man sich gezwungen, das strategische Kräftegleichgewicht in Europa wieder herzustellen.

„Uns beunruhigt, dass Staaten, die eigentlich keine Atomwaffen besitzen, den Einsatz dieser Waffen üben - und zwar im Rahmen der NATO-Praxis der Nuklearen Teilhabe“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sachawora in der Sendung „Frontal 21“. Darin sehe sie eindeutig eine Verletzung des Atomwaffensperrvertrages zur „Nichtverbreitung von Atomwaffen“.

Politische Kehrtwende

Auf Anfrage der Grünen im April vergangenen Jahres antworte die Bundesregierung, dass die USA planen, ihr Atomwaffenkontingent einem Lebensverlängerungsplan zu unterziehen. Mit dem Austausch der letzten 20 amerikanischen Atomwaffen auf deutschem Boden würden sie ihre Pläne tatsächlich realisieren. Dabei hatte der Bundestag schon 2010 einen Abzug des Waffenarsenals beschlossen.

Im Koalitionsvertrag von FDP und CDU/CSU wurde 2010 festgehalten, dass alle amerikanischen Nuklearwaffen abgerüstet werden sollen. Das geschah jedoch weder 2010 noch nach dem späteren Regierungswechsel.

Laut Recherche von „Der Spiegel“ will die Regierung die USA nun bei der Modernisierung unterstützen. Insgesamt 154 Millionen Dollar seien laut Spiegel-Recherche dafür vorgesehen. Deutschland würde ein Fünftel der geplanten Kosten übernehmen. So bestätigte der SPD-Rüstungsexperte Thomas Hitschler im ZDF-Report, die Bundesregierung würde die Modernisierung der Landebahn in Büchel mit 120 Millionen Euro unterstützen.