Asyl Asyl: Flüchtlinge sollen im Außenlager des KZ Buchenwald wohnen
Schwerte - Es klingt zunächst wie ein sehr schlechter Scherz: Weil die drei bisherigen Flüchtlingsunterkünfte in Schwerte bereits mit 175 untergebrachten Personen aus allen Nähten platzen, hat die Stadtverwaltung entschieden, 21 Asylsuchende im ehemaligen Konzentrationslager Schwerte-Ost unterzubringen.
Schwerte-Ost war von April 1944 bis Januar 1945 ein Nebenlager des KZ Buchwald bei Weimar und wurde wiederum in einem Reichsbahn-Ausbesserungs-Werk errichtet. 700 polnische Zwangsarbeiter waren dort mit der Reparatur von Lokomotiven beschäftigt. Die Unterkünfte der Gefangenen wurden in der Wohnungsnot der Nachkriegszeit teilweise zu Reihenhäusern umgebaut, sie sind heute allerdings nicht mehr erhalten. Wohl aber die Baracke der SS-Wachmannschaft. In ihnen sollen nun die 21 Flüchtlinge leben - jeweils zwei Personen in einem Raum. Noch in dieser Woche sollen sie dort einziehen.
Damit stößt die Stadt allerdings auf Kritik. Die Geschäftsführerin des NRW-Flüchtlingsrats, Birgit Naujoks, findet den Plan „bedenklich und befremdlich“ - er rufe unwillkürlich „böse Erinnerungen und unheilvolle Bilder“ hervor. Und die Leiterin des Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide sagte dem „Spiegel“: „Es handelt sich hier nicht um einen normalen, beliebigen Ort, sondern um einen Ort von Ausbeutung, Unterdrückung und entgrenzter Gewalt.“ Es sei schwer vorstellbar, dass Flüchtlinge, die genau aus solchen Gründen gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen und alles zurückzulassen, an so einem Ort untergebracht werden.
Der Pressesprecher der Stadt Schwerte, Carsten Morgenthal, spricht hingegen von einer pragmatischen Lösung: „Irgendwo müssen die Asylbewerber schließlich unterkommen.“ Zudem seien die Baracken bereits seit Ende des Zweiten Weltkriegs sehr unterschiedlich genutzt worden - unter anderem als Unterkunft für Kriegsversehrte, Lagerhalle, Kindergarten und Künstleratelier. Gleichzeitig hat Schwerte im vergangenen Jahr beschlossen, Flüchtlinge dezentral in Wohnungen oder Sammelunterkünften für rund 20 Personen unterzubringen - unter anderem durch die Anmietung von Gewerbe-Immobilien. Die nächstliegende Lösung, nämlich Wohncontainer aufzustellen, sei derzeit nicht möglich.
Sozialdezernent Hans-Georg Winkler sagte auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche, dass es aktuell nicht ganz einfach sei, mobile Wohneinheiten anzumieten, da die Nachfrage nach ihnen wegen der aktuell steigenden Flüchtlingszahlen stark erhöht sei. Am Freitag will Schwertes Bürgermeister Heinrich Böckelühr (CDU) in einer Pressekonferenz zu dem Thema Stellung beziehen.