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Arbeitsloser in den Medien Arbeitsloser in den Medien: Sieben Jobs waren «ungeeignet»

20.12.2006, 13:27
Seine «Sprecherin» Brigitte Vallenthin (l.) gibt am Montag in Wiesbaden Interviews, der arbeitslose Henrico Frank (M. hinten) steht daneben. (Foto: dpa)
Seine «Sprecherin» Brigitte Vallenthin (l.) gibt am Montag in Wiesbaden Interviews, der arbeitslose Henrico Frank (M. hinten) steht daneben. (Foto: dpa) dpa

Wiesbaden/Mainz/dpa. - Sie habe nach Details gefragt undauf die gesundheitlichen Probleme des Arbeitslosen hingewiesen. Beieinem Unternehmen hat bisher weder der Arbeitslose noch die Frauangerufen. Franks Sprecherin erklärte am Nachmittag, sieben Angebote seien ungeeignet gewesen, weil sie schwere körperliche Arbeit vorsahen. Die könne Frank wegen eines Bandscheibenschadens nicht leisten.

Frank war in die Schlagzeilen geraten, nachdem er den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) bei einerWahlkampfveranstaltung in Wiesbaden lautstark für seineArbeitslosigkeit verantwortlich gemacht hatte. Beck hatte ihmdaraufhin geraten: «Wenn Sie sich waschen und rasieren, finden Sie auch einen Job.» Der Hartz-IV-Empfänger war dem Ratschlag unter intensiver Medienbegleitung gefolgt und hatte von der Mainzer Staatskanzlei am Montag prompt acht Jobangebote übermittelt bekommen - darunter vier in Rheinland-Pfalz, zwei in Hessen und je eins im nordrhein-westfälischen Greven und im bayerischen Regensburg. Franks Sprecherin nannte die Angebote eine «Mogelpackung».

«Er soll sich trotz seiner gesundheitlichen Beschwerden bei unsvorstellen», teilte ein Baubetrieb in Wörrstadt mit. Auch zwei Firmen in Ingelheim und Mainz betonten, ihr Angebot an Frank steheweiterhin. «Wir warten noch auf seine Bewerbung», sagte dieSprecherin eines Bauunternehmens in Ingelheim.

Zu den Angeboten gehören ein Spüler-Job in einer WiesbadenerGaststätte, eine Arbeit als Müllsammler, ein kostenloses Coaching unddie Ausbildung zum Lastwagenfahrer mit anschließender Festanstellung.Das Angebot kam von der Logistik-Firma Fiege uni/Serv in Greven, diederzeit 200 Lastwagenfahrer sucht. Dass sich Frank nicht selbstgemeldet hat, kam bei einigen der Unternehmen schlecht an. «Wirhätten ihn ja genommen, aber er ist ja nicht mal in der Lage,persönlich zu kommen», kritisierte die Unternehmerin Hannelore Kilbvon der Kilb Wertstoff-Recycling GmbH in Kelkheim bei Frankfurt/Main.Franks «Sprecherin» habe gesagt, dieser könne das Angebot wegenseiner gesundheitlichen Probleme voraussichtlich nicht annehmen.«Wieso sucht der dann einen Job?», fragte sich Kilb.

Bei der Arteno Consulting in Regensburg, die vor allemKarrieremanagement betreibt, hat sich bisher weder Frank noch die«Sprecherin» gemeldet. Unternehmenschef Andreas Hoffmann schildertesein Angebot als umfangreiche Vorbereitung auf den Einstieg in eineArbeit. Er würde dazu nach Wiesbaden kommen, zusammen mit Frank eineAnalyse über dessen Wünsche und Fähigkeiten erstellen und ihn aufBewerbungsgespräche vorbereiten. Zum Angebot gehöre auch, nachgeeigneten Arbeitgebern zu suchen, zu den Vorstellungsgesprächenmitzukommen, beim Ausarbeiten des Anstellungsvertrages zu helfen undin der Probezeit zu helfen.

Der 37-jährige arbeitslose Henrico Frank, fotografiert in Wiesbaden am Donnerstag (14. Dezember). (Foto: dpa)
Der 37-jährige arbeitslose Henrico Frank, fotografiert in Wiesbaden am Donnerstag (14. Dezember). (Foto: dpa)
dpa