Arbeitslosengeld II Arbeitslosengeld II: 69 Kommunen wollen besser sein als die Arbeitsagentur

Zittau/Hamm/dpa. - 63 Landkreise und 6 Städte in Deutschlandverbindet zur Zeit eine Ungewissheit: Ganz genau wissen sie nochnicht, was durch die Hartz-IV-Reform Anfang 2005 auf sie zukommt.Diese so genannten Optionskommunen werden sich in Eigenregie um die Empfänger des neuen Arbeitslosengeldes (ALG) II kümmern. Sie glauben,die Betroffenen allein besser in Jobs vermitteln zu können als mitHilfe der Arbeitsagenturen. Die Vorbereitungen in den Kommunen gehenin die Endphase. «Es läuft insgesamt ganz gut», sagt dieSozialreferentin des Deutschen Landkreistages, Irene Vorholz.
Gernot Kaus vermittelt einen gelassenen Eindruck. Der Leiter desFachdienstes Beschäftigung und Arbeit des sächsischen LandkreisesLöbau-Zittau sieht seine Einrichtung im Plan. Ersten Prognosenzufolge sind in seinem Landkreis etwa 13 000 Menschen von Hartz IVbetroffen. Etwa 200 Mitarbeiter sollen sich um sie kümmern. DasProjekt ist für die Kommune jedoch noch eine Rechnung mit einigenUnbekannten. «Wir gehen von einer Reihe von Annahmen aus - und müssendann sehen, ob sich die bewahrheiten», sagt Kaus.
Klar ist für ihn: «Wir werden am 3. Januar noch nicht alleLeistungen anbieten können.» Erst nach und nach zum Beispiel wirdsein Fachdienst die Daten der Arbeitsagentur, die die Anträge derbisherigen Arbeitslosenhilfe-Empfänger bearbeitet hat, elektronischverarbeiten können. Ein Teil muss mühsam vom Papier in den Computerübertragen werden.
Auch die Stadt Hamm in Westfalen ist Optionskommune. Diezuständige Abteilungsleiterin bei der Wirtschaftsförderung, Marie-Luise Roberg, ist zuversichtlich, dass zum Jahresbeginn das neuekommunale Job-Center seine Arbeit voll aufnehmen kann. «Es ist eineHerausforderung, von Ende September bis heute eine komplett neueInstitution auf die Beine zu stellen. Aber es wird laufen.»
Mögliche Probleme sieht Roberg bei der Datenverarbeitung. «Diepünktliche Auszahlung im Januar und die Fallbearbeitung werden davonaber nicht betroffen sein.» Insgesamt rechnet die Stadt mit rund19 300 Menschen, die Hartz-IV-Leistungen erhalten. Das Job-Centersoll spätestens im März seine Sollstärke von 130 Mitarbeiternerreichen. «Rund die Hälfte davon sind Fallmanager und Vermittler.»Hauptaufgabe der Vermittler sei die Suche nach neuen Arbeitsplätzen.Im Hauptbezirk der Arbeitsagentur Hamm lag die Arbeitslosenquote imNovember bei 13,3 Prozent.
Sind die 69 Kommunen bei der Job-Vermittlung der Betroffenentatsächlich besser als die Arbeitsagenturen, dann sparen sie Geld,das sie sonst für Unterkunft und die Heizkosten der ALG-II-Empfängerausgeben müssen. Die Kommunen sehen sich näher an denLeistungsempfängern und dem regionalen Arbeitsmarkt dran als die ausNürnberg gesteuerte Bundesbehörde. «Wunder darf man aber nichterwarten», sagt Kaus. Im Kreis Löbau-Zittau liegt dieArbeitslosenquote bei rund 22 Prozent, freie Stellen sind rar.