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Anzeigenkampagne Anzeigenkampagne: Wollte Glos positive Berichte «kaufen»?

13.08.2007, 06:33

Berlin/dpa. - «Das ist korrupt», sagte Grünen-Chef Reinhard Bütikofer einerMitteilung zufolge am Montag in Berlin. Linksfraktions-Vize GesineLötzsch erklärte, «Glos' Anzeigenaffäre» sei keine Ausnahme. Glossieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, sein Ministerium habe positiveBerichte über die eigene Arbeit «kaufen» wollen. EineVeranstaltungsreihe zur Förderung des Mittelstandes sei mit einerAnzeigenkampagne verquickt worden.

Ministeriumssprecher Steffen Moritz sagte: «Es ist so, dass wirdie gesamte Veranstaltungsreihe zunächst aussetzen, das Konzept nocheinmal überprüfen werden und die Agentur von diesem Projekt abziehenwerden.» Moritz konnte nicht sagen, ob die Agentur weitere Projektefür das Ministerium übernommen hat. Auch die Zahl der angebotenensogenannten Koppelungsgeschäfte ist unklar. «Ich kann ihnen jetztnicht sagen, wieviele Zeitungen im Vorfeld angeschrieben wurden»,sagte Moritz der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Regierungssprecher Thomas Steg sagte: «Die schnelle Reaktion desWirtschaftsministeriums, glaube ich, bringt sehr deutlich zumAusdruck, dass hier eine Agentur wohl etwas übereifrig gehandelthat.» Moritz sagte: «Das Schalten von Anzeigen war natürlich Teil desKonzeptes. Dafür sind Gelder vorgesehen gewesen. Diese Anzeigenwurden auch geschaltet.» Es habe in dem Konzept aber nie eineVerbindung mit einer inhaltlichen Berichterstattung gegeben. Stegbekräftigte: «Es dürfen keine Gelder fließen, um bestimmteredaktionelle Leistungen zu erkaufen.»

Die Berliner Agentur Flaskamp hatte eingeräumt: «Es ist ein Fehlerpassiert.» Mitinhaber Jan Flaskamp hatte der dpa gesagt: «EinMitarbeiter von uns hat zwei Vorgänge verbunden, die hätten getrenntwerden müssen.» Den Vorwurf einer Verknüpfung von Anzeigengeschäftund redaktioneller Berichterstattung hatte er allerdingszurückgewiesen. Über ein solches Koppelungsgeschäft hatte der «KölnerStadt-Anzeiger» berichtet. Die Berliner Industrie- und Handelskammer(IHK) berichtete von einer «dubiosen» Finanzierung der in derHauptstadt geplanten Veranstaltung.

Bütikofer kritisierte: «Offenbar war es systematische Praxis desWirtschaftsministeriums sich günstige Presseberichterstattung durchAnzeigenvergabe zu kaufen.» Es sei «abstrus» zu unterstellen, «einesolche Praxis würde von einer Agentur ohne Wissen und Willen desAuftraggebers angewendet». Er verlangte von der großen KoalitionAufklärung. Auch der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Michael Konken, forderte «lückenlose Aufklärung». In einerMitteilung hieß es zu den Vorwürfen: «Deutlicher lässt sich das imPressekodex enthaltene Trennungsgebot von Journalismus und Werbungnicht verletzen.» Lötzsch kritisierte grundsätzlich das Schalten vonAnzeigen der Bundesregierung: «Wer eine gute Politik macht, mussnicht die Presse kaufen.»