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Anti-Islam-Programm Anti-Islam-Programm: AfD will Moscheebau in Thüringen verhindern

Von Melanie Reinsch 18.05.2016, 09:13
Björn Hocke und die AfD in Thüringen sind gegen den Moscheebau in Erfurt.
Björn Hocke und die AfD in Thüringen sind gegen den Moscheebau in Erfurt. dpa-Zentralbild

Berlin - Nachdem die Alternative für Deutschland (AfD) sich sogar in ihrem Parteiprogramm darauf festgelegt hat, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, will die rechtspopulistische Partei nun offenbar Taten folgen lassen und einen Moscheebau in Thüringen verhindern - es wäre die erste Moschee in Thüringen.

Björn Höcke, Thüringer AfD-Landeschef, sagte zu dem geplanten Bau im Erfurter Ortsteil Marbach: „Führende Politiker der Regierungsfraktionen haben bereits ihre Freude über den geplanten Moscheebau in Erfurt ausgedrückt. Der Moscheebau ist für sie wahrscheinlich ein wichtiger Schritt bei der Verwirklichung des rot-rot-grünen Projekts ‚buntes Thüringen‘. Ich bin mir sicher, dass die Multikulturalisierung und Islamisierung Thüringens nicht Mehrheitswille ist. Ich lehne eine Entwicklung wie in den westdeutschen Großstädten für unseren Freistaat ab.“

Die AfD hat deswegen für diesen Mittwoch zu einer Kundgebung auf dem Erfurter Domplatz aufgerufen. Auf Facebook wirbt Höcke für die Veranstaltung: „Keine Moschee in Erfurt! Illegale Einwanderung beenden! Kriminelle Ausländer abschieben“.

Bau durch die Ahmadiyya-Gemeinde

Der geplante Moscheebau durch die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde, der 70 Gläubige angehören, soll laut Thüringer Allgemeinen nicht in der Innenstadt, sondern am Stadtrand auf einem Stück Brachland entstehen. Sie soll in etwa die Größe eines Zweifamilienhauses haben, das geplante Minarett soll elf Meter, die Kuppel sechs Meter hoch sein. In dem Gebetsraum können laut Plan 75 Gläubige Platz finden. Bisher stand der Religionsgemeinschaft kein Gebetsraum zur Verfügung. Grundsteinlegung soll noch in diesem Jahr sein.

Nach eigenen Angaben stellt die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) in Deutschland mit 35.000 Mitgliedern die größte Gemeinde unter den organisierten Muslimen dar. In Deutschland existieren 39 Ahmadiyya-Moscheen mit Minarett und Kuppeln. Wegen der zeitgemäßen Interpretation des Islams werden die Glaubensanhänger in vielen islamischen Ländern bekämpft.

In Deutschland verfolgt die Glaubensgemeinschaft das Projekt „100-Moscheen-Plan“. Danach sollen in Deutschland 100 Moscheen gebaut werden. Auch im hessischen Schlüchtern und in Berlin-Heinersdorf gab es vor Jahren erhebliche Proteste, als Ahmadiyya-Gemeinden Moscheen errichten wollten.

Auch in Erfurt wird der geplante Bau kritisch gesehen. Manche Anwohner befürchten einen Werteverfall ihrer Häuser. Auf einer Pressekonferenz vor einigen Tagen sagte Ortsteilbürgermeisterin Katrin Bölke: „Gefühlt ist die Mehrheit der Marbacher dagegen.“

Am Montag will sich die AfD-Parteispitze mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, treffen. Mazyek hatte den Vorstand der AfD kurz vor deren Parteitag in Stuttgart zu einem Gespräch eingeladen, um über den Islam-Kurs der Partei zu sprechen. Vorurteile sollten entkräftet werden. Beim Parteitag in Stuttgart wurde außerdem ein Verbot von neuen Minaretten und Muezzinrufen gefordert.