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Ankunftsnachweis beschlossen Ankunftsnachweis beschlossen: Das sind die Fakten zum neuen Flüchtlingsausweis

Von Thomas Kröter 09.12.2015, 16:32
So soll der neue Ausweis für Flüchtlinge aussehen.
So soll der neue Ausweis für Flüchtlinge aussehen. dpa Lizenz

Berlin - Flüchtlinge in Deutschland sollen einen einheitlichen Ausweis erhalten. Das hat die Bundesregierung am Mittwoch auf Antrag von Innenminister Thomas de Maiziere beschlossen.

Das neue Dokument wird außer Namen, Lichtbild, Fingerabdrücken und Personaldaten auch Angaben zu Gesundheitsüberprüfungen, Bildungsstand sowie Teilnahme an Sprach- und Integrationskursen enthalten. Nach Feldversuchen in Berlin, Bielefeld, Heidelberg und Zirndorf soll es Mitte 2016 bundesweit zur Verfügung stehen.

Der neue „Ankunftsnachweis“ werde aus Papier, aber dennoch fälschungssicher sein, teilte de Maiziere mit. Auf eine Chipkarte sei verzichtet worden, damit die Ausstellung unverzüglich an allen Stellen möglich sei, die Flüchtlinge registrieren: Den Außenstellen des Bundesamtes für Migration, den Grenzkontrollbehörden und Polizeidienststellen sowie den Erstaufnahmeeinrichtungen und Ausländerbehörden.

Zu diesem Zweck sollen alle einschlägigen Behörden auch mit Schnellerfassungsgeräten für Fingerabdrücke ausgestattet werden. Es gelte das Prinzip „Einer für alle“, betonte der CDU-Politiker.

Verfassungsschutz ausgenommen

Dem Beschluss sind intensive Gespräche mit den Bundesländern vorausgegangen, die immer wieder scharf die schleppende Bewältigung des Asylproblems durch den Bund kritisiert haben. Das schleppende Verfahren lag jedoch nicht nur an der langsamen Bearbeitung der Fälle durch das Bundesamt für Migration, sondern auch an dem komplizierte datenaustausch zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Polizeibehörden.

De Maiziere wandte sich am Mittwoch gegen ein „schwarzer-Peter-Spiel. Der Chef des Bundesamtes Frank-Jürgen Weise, räumte ein, dass die Lage „nicht gut sei“ und die Verfahren zu lange dauerten. Der Verfassungsschutz ist von dem umfassenden Datenaustausch ausgenommen. Dafür hatte Justizminister Heiko Maass (SPD) gesorgt. Ursprünglich hatte de Maiziere die Flüchtlinge auch geheimdienstlich überprüfen lassen wollen.

Ob das neue Ausweisdokument von Anfang an zu einer Beschleunigung führt, ist nach den Worten des Innenministers offen. Denn die Daten müssen sorgfältig in Gesprächen mit den Antragstellern erhoben werden. Zentral sei jedoch, dass durch die Registrierung in einer einheitlichen Datenbank, die auf dem Ausländerzentralregister aufbaut, eine Mehrfacherfassung vermieden werden kann.

35 Millionen Euro Kosten

Auch sollen nach Angaben des Bundesinnenministeriums „Personen, die unerlaubt nach Deutschland einreisen oder sich unerlaubt aufhalten“, früher als bisher erfasst werden. In Zukunft erhalten Flüchtlingen auch nur dann staatliche Unterstützungsleistungen, wenn sie diese in der Stadt beantragen, die ihnen als Wohnort zugewiesen wurde. Häufig waren Menschen bisher in Orte weiter gefahren, wo bereits Freunde oder Bekannte untergebracht sind.

Die Bundesregierung kalkuliert die Einführung des neuen gemeinsamen Datensystems mit rund 15,5 Millionen Euro, dazu 4,5 Millionen jährlich für den Betrieb. Der Ankunftsnachweis wird dem Gesetzentwurf zufolge 2016 bis zu 35 Millionen Euro kosten.

Die Grünen begrüßen die Einführung des neuen Dokuments. „Das kann ein wichtiger Schrittsein, um Mehrfacherfassungen zu reduzieren“, sagte der innenpolitische Sprecher ihrer Bundestagsfraktion, Volker Beck, der Berliner Zeitung. „Zurzeit wissen wir ja nicht genau, wie viele Flüchtlinge zu uns gekommen sind.“ Allerdings müsse gewährleistet sein, dass auch dem Datenschutz genüge getan und das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Schutz Suchenden gewährleistet werde. Es werde Zeit, dass die deutsche Politik beim der Bewältigung des Flüchtlingsproblems „etwas zupackender“ werde, sagte der Grünen-Politiker.

Thomas de Maiziere präsentiert den neuen Flüchtlingsausweis
Thomas de Maiziere präsentiert den neuen Flüchtlingsausweis
dpa Lizenz