Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium: Der Mörder Robert Steinhäuser

Erfurt/dpa. - «Auffällig unauffällig» nannte Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) den Täter Robert Steinhäuser. Der 19-Jährige, der im Gutenberg-Gymnasium vor einem Jahr 16 Menschen erschoss und sich selbst tötete, passt in kein Klischee. Er war nicht perspektivlos, sozial benachteiligt oder drogenabhängig. Alle Beschreibungen des Todesschützen bleiben widersprüchlich.
Ehemalige Mitschüler oder Handball-Kameraden charakterisierten ihn als ruhig, aber schnell «auf der Palme» und dann auch aggressiv. Bei flüchtigen Kontakten wirkte er intelligent und redegewandt. Steinhäuser war kein guter Schüler, aber er wollte nach Angaben seiner Mutter unbedingt wie sein sechs Jahre älterer Bruder das Abitur bestehen. In seinem Zimmer im gutbürgerlichen Elternhaus fand die Polizei Gewaltvideos, aber auch Kassetten mit der «Lindenstraße».
Profiler der Polizei nannten ihn «äußerlich angepasst und antriebsarm, eher introvertiert». Er sei manchmal ohne Realitätsbezug gewesen. Einmal soll er gesagt haben: «Ich werde es schaffen, bekannt zu werden.» Steinhäuser galt als Einzelgänger.
Nach dem Verweis vom Gutenberg-Gymnasium im Oktober 2001 wegen gefälschter Krankschreibungen führte er ein Doppelleben. Das Angebot, an ein anderes Gymnasium zu wechseln, nutzte er nicht. Den Rauswurf verschwieg er seiner Familie. Seit seinem 17. Lebensjahr gehörte er dem Schützenverein «Domblick» an. Am 18. und 30. Oktober 2001 kaufte er eine Pistole und eine Pumpgun.
Widersprüchlich war auch die Beziehung zu den Eltern. Nach der Tat fragten sie in einem offenen Brief, «woher der Hass?». Später offenbarten sie, dass es Auseinandersetzungen gab. «Es ging immer ums Schießen, es ging immer um Gewalt», sagte der Vater.
Nach Ansicht von Psychologen deuten die Umstände der lange geplanten Tat auf eine schwere Selbstwertkrise. Der Zugang zu Waffen und Steinhäusers Aggressionen wegen Versagens und Kränkungen seien eine «hochexplosive Verbindung von Risikofaktoren» gewesen.