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Prominente Trauerredner Altkanzler: So verläuft die Beisetzung von Helmut Kohl

Von Joachim Frank 30.06.2017, 16:20
Der Altkanzler Helmut Kohl wird in Straßburg und Ludwigshafen geehrt und anschließend in Speyer beigesetzt.
Der Altkanzler Helmut Kohl wird in Straßburg und Ludwigshafen geehrt und anschließend in Speyer beigesetzt. AP

Köln - Trauern fast einmal rund um die Uhr – allein der Umfang der offiziellen Gedenkfeiern für Helmut Kohl an diesem Samstag signalisiert den Rang, der dem am 16. Juni verstorbenen früheren Bundeskanzler zugemessen wird. Auch die Verteilung auf zwei zentrale Schauplätze, das Europäische Parlament in Straßburg und den Speyerer Dom, bezeichnet Kohls Rolle als Architekt Europas und langjähriger deutscher Regierungschef. Und selbst die zeitweiligen Querelen um Ablauf und Gestaltung des Tages sind – als Bemühen um Deutungen und Deutungshoheiten – auf ihre Art auch ein Hinweis auf die Bedeutung dessen, dem das Gedenken gelten soll.

In Straßburg kommt es beim ersten europäischen Staatsakt überhaupt zu einem Großaufgebot prominenter Redner. So wird in den vorgesehenen zwei Stunden zwar nicht alles gesagt werden können, was über den im Alter von 87 Jahren gestorbenen Ehrenbürger Europas zu sagen wäre. Aber das dann immerhin von fast allen: Parlamentspräsident Antonio Tajani, Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Ratspräsident Donald Tusk vertreten die EU-Institutionen. Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stehen für Kohls Heimatland und die ihm so wichtige deutsch-französische Freundschaft. Mit dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton und Russlands Regierungschef Dmitri Medwedew kommen die Großmächte ins Spiel, die 1989/1990 den Weg für die deutsche Einheit freigaben. Felipe González spricht nicht nur als einstiger spanischer Ministerpräsident, sondern auch persönlicher Freund Kohls.

Kohls Witwe wollte keinen nationalen Staatsakt

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist in Straßburg nur stiller Zuschauer. In einem nationalen Staatsakt hätte am Staatsoberhaupt kein Weg vorbeigeführt. Doch Kohls Witwe Maike Kohl-Richter wollte keine solche Zeremonie – und somit auch kein ehrendes Wort eines Mannes, der auf Kohls politischer Antipathie-Skala ziemlich weit oben rangierte. Der Tod macht eben doch nicht alles vergeben und vergessen, zumindest nicht für die Lebenden.

Der mit der Europaflagge bedeckte Sarg Kohls wird im Plenarsaal stehen und anschließend zunächst per Hubschrauber in Kohls Heimatstadt Ludwigshafen geflogen werden. Dort wird der Sarg – dann schwarz-rot-golden geschmückt – durch die Straßen gefahren und gegen 15.45 Uhr zum Rhein auf die MS Mainz gebracht. Das Schiff bringt den Sarg ein kurzes Stück flussaufwärts nach Speyer. Im dortigen Kaiserdom zelebriert Bischof Karl-Heinz Wiesemann das Requiem, die katholische Totenmesse. Danach wird der Verstorbene mit einem militärischen Zeremoniell auf dem Domvorplatz geehrt und schließlich in kleinem Kreis auf dem Domherrenfriedhof nahe der deutsch-französischen „Friedenskirche“ St. Bernhard beigesetzt. Damit findet er die letzte Ruhe – auf seinen ausdrücklichen Wunsch, wie es heißt – nicht im Ludwigshafener Familiengrab, wo Kohls erste Frau Hannelore begraben ist.

Kohl war dem romanischen Dom, Grablege deutscher Kaiser und heute Teil des Unesco-Weltkulturerbes, besonders verbunden. Auch die Totenmesse für Hannelore Kohl fand 2001 hier statt. Zum letzten Mal hatte Kohl die Kathedrale kurz vor Weihnachten 2016 besucht. Vor dem etwa zweistündigen Gottesdienst kommt Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge d-moll (BWV 565) zu Gehör, eines von Kohls Lieblingsstücken. Es sei für ihn bei all seinen Besuchen im Dom gespielt worden, ist im Programmheft für das Requiem zu lesen.  

Übertragungen im TV

ARD, ZDF und der private Nachrichten-Sender n-tv übertragen die Trauerfeierlichkeiten live. Die Übertragung aus dem Europäischen Parlament in Straßburg läuft in einem „ZDF spezial“ von 10.45 bis 13.05 Uhr, n-tv sendet live von 11 bis 13 Uhr. Das Requiem im Speyerer Dom und das anschließende militärische Zeremoniell sind ab 17.10 Uhr im Ersten sowie ab 18 Uhr auf n-tv zu sehen.
Einen zweisprachigen Livestream des europäischen Staatsakts – auf Deutsch und Französisch – hat Arte ab 11 Uhr auf info.arte.tv/de im Programm.