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Aldi Lidl Edeka Aldi Lidl Edeka: Das sind die Plastik-Pläne der großen Supermärkte

Von Virginie Wolfram 25.06.2019, 07:45
Aldi Nord und Süd wollen weg vom Plastik.
Aldi Nord und Süd wollen weg vom Plastik. dpa

Rostock - Noch liegen die Obst- und Gemüseabteilungen voll von plastikverpackten Kiwis, Himbeeren, Gurken und Tomaten. Alle großen Player im Lebensmittelhandel haben das Thema Plastikvermeidung jedoch auf der Agenda. Hier ein paar interessante Aspekte, was die Konzerne in den nächsten Monaten nach eigenen Angaben in dem Bereich planen oder schon umgesetzt haben.

Aldi startet Verpackungsmission

Bei Aldi Nord werde im Sortiment aktuell hinterfragt, wie viel Verpackung bei jedem Artikel tatsächlich notwendig ist, heißt es von Seiten der Pressestelle. Durch die unverpackte Gurke werde bereits rund 120 Tonnen Kunststoff eingespart. „Zudem prüfen wir derzeit Alternativen zum Knotenbeutel im Obst & Gemüsebereich“, sagt eine Sprecherin.

Mit der „Aldi-Verpackungsmission“ habe sich Aldi Nord zusammen mit Aldi Süd das ambitionierte Ziel gesetzt, den Materialeinsatz bei den Eigenmarken bis 2025 – relativ zum Umsatz – um 30 Prozent zu senken. Bis 2022 sollen zudem 100 Prozent der Eigenmarken-Verpackungen recyclingfähig sein.

Seit Anfang 2019 biete der Discounter kein Einweg-Plastikgeschirr und keine Plastiktrinkhalme mehr an. Im ersten Halbjahr 2019 ersetzten beide Aldi-Konzerne zudem bei Wattestäbchen den Plastikschaft durch einen nachhaltigeren Papierschaft. Damit spare man 380 Tonnen Kunststoff jährlich ein. Zur Steigerung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen bewerte Aldi Nord gemeinsam mit Partnern alle Verpackungen und prüfe systematisch, inwiefern sie sich nachhaltiger gestalten lassen.

Pfandsystem bei Netto für Plastiktüten im Gespräch

Beim Discounter-Konkurrenten Netto, der 113 Filialen in MV hat, werden Plastiktüten laut Unternehmen zu 85 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen produziert. Auch sei das Thema Pfandsystem für Plastiktüten, das Netto Dänemark pilotiert, immer noch auf der Agenda. Als Gründe für die vielen verschweißten Waren beim Obst und Gemüse werden Hygiene, Haltbarkeit und vor allem Verordnungen zur strikten Trennung von Bio und Nicht-Bio genannt.

Ansonsten setze man im Sinne der Vermeidung unnötiger CO2-Emissionen vor allem auf Regionalität. Mehr als 400 der rund 1700 Produkte stammen von Lieferanten aus dem Einzugsgebiet Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Zum Thema Plastikverpackungen bei Obst und Gemüse heißt es aus der Pressestelle: Ja, es gebe Bestrebungen Plastik zu vermeiden, „wobei es auch immer einzelfallbezogene Entscheidungen geben wird. Nicht immer ist das Weglassen von Plastikverpackungen bei Obst und Gemüse besser im Sinne der CO2-Bilanz“.

Gemeint ist, dass Papiertüten ebenfalls eine ziemlich schlechte Umweltbilanz aufweisen. Experten der Deutschen Umwelthilfe betonen, dass für die Herstellung einer Papiertüte sehr viel Wasser und Energie nötig sei, zudem kämen viele Chemikalien zum Einsatz. Um dieselbe Reißfestigkeit wie eine Plastiktüte zu haben, sei für eine Papiertüte doppelt so viel Material nötig.

Lidl testet Zellulosenetze und Laserbeschriftung

Das Unternehmen Lidl, das derzeit 84 Filialen in Mecklenburg-Vorpommern betreibt, beteiligt sich an der von der Unternehmensgruppe Schwarz aufgesetzten Plastikstrategie Reset Plastic. Ziel dabei sei es, bis zum Jahr 2025 den Kunststoffeinsatz um 20 Prozent zu reduzieren und die Recyclingfähigkeit bei Verpackungen der Eigenmarken auf 100 Prozent zu steigern. Neben Vermeidung seien Recycling, Beseitigung sowie Innovation und Aufklärung weitere Handlungsfelder.

„Schon seit vielen Jahren bieten wir im Obst- und Gemüsebereich immer mehr unverpackte Artikel an. So haben wir aktuell beispielsweise sowohl konventionelle als auch Fairtrade-Bio-Bananen, Paprika, Zucchini, Auberginen, Süßkartoffeln, Strauchtomaten, Mango, Kiwi, Avocado, Äpfel und Birnen ohne Verpackung im Sortiment“, sagt eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage.

In Zukunft soll der Anteil unverpackter Obst- und Gemüseartikel weiter ausgebaut werden. Zudem verwende Lidl alternative Verpackungsmittel und teste etwa Zellulosenetze aus 100 Prozent PEFC-zertifiziertem Buchenholz für unsere Bio-Kartoffeln und Bio-Zwiebeln sowie eine gartenkompostierbare Folie auf Zellulose-Basis für Bio-Tomaten und Bio-Paprika. Darüber hinaus prüft Lidl derzeit die Einsatzmöglichkeiten von Gefäßen aus Biopolymer oder Grasfaser und testet Beschriftungen mit Lebensmittelfarbe sowie Laserbeschriftung.

Edeka wirbt vor allem dafür, Tüten möglichst oft wiederzuverwenden

Insgesamt 150 Edeka-Märkte gibt es in Mecklenburg-Vorpommern. „Allein schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen sind wir zusammen mit unseren Lieferanten immer bemüht, so wenig Verpackungsmaterial wie möglich zu verwenden“, betont eine Konzern-Sprecherin von Edeka Nord. „Wir vertreten die Meinung, dass die beste Transporthilfe jene ist, die am häufigsten wieder verwendet wird, und rufen die Endverbraucher dazu auf, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.“ Auf Plakaten an der Kasse fordere beispielsweise der WWF-Panda die Kunden auf, „Verantwortung zu tragen“.

Grundsätzlich dienten Verpackungen aber – gerade auch bei sensibler Ware wie Obst und Gemüse oder Fleisch- und Wurstwaren - zum Schutz der Produkte! Plastikverpackungen für Obst und Gemüse würden verwendet, um die Ware vor äußeren Einflüssen und damit vor dem vorzeitigen Verderb zu schützen. Ein vorzeitiger Verderb der Ware würde zu deren Verlust und damit auch zum Verlust der für den Anbau der Ware eingesetzten Ressourcen führen. Das wäre nicht nachhaltig.

Mit Blick auf das Eigenmarkensortiment prüft Edeka laut eigenen Angaben kontinuierlich umweltfreundlichere Verpackungsalternativen. So werde bereits ein großer Teil der Obst- und Gemüse-Eigenmarken auf Papierschalen bzw. in Kartontrays angeboten. Bei den eigenen Bananen setzt EDEKA beispielsweise keine Umverpackungen ein. Auch bei anderen ökologisch erzeugten Obst- und Gemüseprodukten, die gut als lose Ware angeboten werden können, verzichte der Konzern zunehmend auf den Einsatz von Verpackungen. Die Produkte werden stattdessen einzeln mit Etiketten versehen.

Rewe: Frischenetze statt Knotenbeutel

Die Supermarkt-Kette Rewe, zu der auch das Schwesterunternehmen Penny gehört, hat nach eigenen Angaben vielfältige Initiativen zur Reduktion von Verpackungen und Ressourcenverbrauch gestartet. Beispielsweise gibt es das „Natural Labeling“ von Avocados und Süßkartoffeln. Außerdem wurden laut Rewe Folienstärken reduziert, Folienverpackung auf Klebebanderolen oder Klebeetiketten bei Bananen umgestellt und Graspapier bei Schachteln verpackter Äpfel eingesetzt.

Rewe habe als erster Lebensmittelhändler zudem mit „Share“ eine Mineralwasserflasche eingeführt, die vollständig aus Altplastik (Recyclat) besteht. Sie verbrauche keine neuen Ressourcen wie Rohöl und schließt so den Kreislauf aus Produktion und Recycling.

Das Unternehmen will zudem bundesweit Mehrwegfrischenetzen als Alternative für den Knotenbeutel anbieten und an die Kunden appellieren, vermehrt zum losen Obst und Gemüse zu greifen. Verpackungen aus Plastik machen aber auch Sinn, erklärt eine Sprecherin – ähnlich wie die anderen Lebensmittelhändler. Verpackungen leisteten wichtige Beiträge gegen Lebensmittelverschwendung. Aktuell betreibt Rewe in Mecklenburg-Vorpommern 30 Märkte.

Verpackungen müssten auf das Maß reduziert werden, wie es nötig und praktikabel sei. „Weshalb wir dort, wo unsere Prüfung ergeben hat, dass die Plastikverpackung keinen wesentlichen Beitrag zur Qualitätserhaltung beiträgt und von unseren Kunden in breitem Maße als entbehrlich empfunden werden, auch auf diese verzichten, sofern diese Entscheidung in unserer Hand ist“, sagt die Sprecherin.