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Ägypten Ägypten: Befreiten sich entführte Touristen selbst?

01.10.2008, 14:56

Berlin/Kairo/dpa. - Der51-jährige Ibrahim Abdel Rahim sagte in einem Interview der Online-Ausgabe der Zeitschrift «Super-Illu», die Entführer hätten die 19Geiseln - darunter fünf Deutsche - allein in der Wüste gelassen, umdie vereinbarten zwei Millionen Dollar Lösegeld in Empfang zu nehmen.«Entweder sie haben das Geld abgeholt oder sie sind mit unserenGeländewagen in den Tschad geflohen», sagte AbdelRahim in dem amMittwoch vorab veröffentlichten Interview. Die Touristen und ihreägyptischen Reisebegleiter seien dann mit einem Geländewagen vomTschad bis 70 Kilometer hinter die ägyptische Grenze gefahren.

Die Reisegruppe wurde nach Aussage eines Teilnehmers nichtbefreit, sondern von den Geiselnehmern freigelassen. Der 65-Jährigepensionierte Studienrat aus Berlin sagte in einem Interview von«Spiegel online»: «Das war keine Befreiung, das ist absoluterUnsinn.» Die sudanesische Armee habe eine Entführergruppe angegriffenund sechs Geiselnehmer getötet. Daraufhin hätten die Freischärlerihre 19 Geiseln freigelassen.

Den Geiseln sei es den Umständen entsprechend gut gegangen, sagteder ägyptische Reiseleiter in dem «Super Illu»-Interview. «Am Endehatten wir noch Essen für zwei Tage und 100 Liter Wasser.» Diegesamte Gruppe sei sehr diszipliniert gewesen. «Wir haben sogar oftgelacht. Nur in den letzten zwei Tagen drohte die Stimmung untermeinen Fahrern und unter den Touristen zu kippen.»

Die Gruppe der Entführer bestand nach Abdel Rahims Angaben ausknapp 40 Leuten. «Sie haben uns mit beigefarbenen Geländewagen, mitKanonen auf der Ladefläche, überfallen.» Bei der ersten Übernachtunghätten die Geiselnehmer die Koffer durchsucht sowie Bier und Weingetrunken. Nach zwei Tagen hätten sie zunächst 20 Millionen DollarLösegeld verlangt. Er habe sie überzeugt, dass es zu lange dauernwürde, diese Summe zu beschaffen. Schließlich hätten die Entführernach einem Gespräch mit dem ägyptischen Geheimdienst zwei MillionenDollar akzeptiert. Die Übergabe sollte etwa 300 Kilometer imLandesinneren von Ägypten stattfinden. Ob die Entführer das Gelderhalten haben, wusste Abdel Rahim nicht.

Der deutsche Botschafter in Ägypten, Bernd Erbel, dankte amMittwoch der ägyptischen Regierung für ihre Bemühungen um dieFreilassung der entführten Touristen. «Wir freuen uns, dass diedeutschen Geiseln und die rumänische Staatsangehörige wohlbehaltenund gesund sind», sagte Erbel einer ägyptischen Zeitung. «Wir sindglücklich über unseren gemeinsamen Erfolg», fügte er hinzu.

Die fünf italienischen Sahara-Touristen sind am Mittwoch in ihrerHeimatstadt Turin von der Staatsanwaltschaft Rom angehört worden. Diezwei Männer und drei Frauen sollten nach Angaben italienischer Medienin einer Kaserne der Carabinieri der Staatsanwaltschaft Einzelheitenvon der Verschleppung berichten.

Die Touristen waren am 19. September auf einer Wüsten-Safarizusammen mit acht ägyptischen Begleitern entführt worden.