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Afrika Afrika: Investoren kaufen Land im großen Stil

Von EVA KAFCYK 14.05.2010, 15:39

Halle/MZ. - Der dänische Geschäftsmann auf dem Flughafen von Pader in Norduganda kann sein Glück kaum fassen. "Eigentlich wollte ich ja Land im Süden, näher an Kampala, kaufen", verrät der Agrarfachmann. "Aber die Regierung hat mir im Norden Land für ein Drittel des Preises angeboten. Da macht die Menge des Landes die schlechtere Infrastruktur wett", freut sich der Däne.

Spuren von Bürgerkrieg

Dass sich Norduganda erst allmählich von den Folgen des Bürgerkrieges erholt und in vielen Gebieten noch Minen liegen, bereitet dem Dänen weniger Sorgen.

Ihn beunruhigt etwas anderes: die Konkurrenz: "Als ich im Landwirtschaftsministerium meine Gespräche führte, waren da noch eine Reihe anderer Investoren. Hoffentlich gehen die Grundstückpreise nicht so schnell in die Höhe", sagt der Geschäftsmann. Großkäufer haben die riesigen Flächen Afrikas in den vergangenen Jahren zunehmend ins Auge gefasst. Einer Studie der Agrar-Organisation der Vereinten Nationen und des Internationalen Agrarfonds zufolge hat der Kauf großer Agrarflächen durch ausländische Investoren in Afrika südlich der Sahara deutlich zugenommen. Allein in den fünf für die Studie untersuchten Staaten wechselten knapp 2,5 Millionen Hektar Land den Eigentümer - berücksichtigt wurden dabei nur die Käufe von mehr als tausend Hektar Land.

Darunter waren der Ankauf von mehr als 450 000 Hektar für ein Biotreibstoff-Projekt auf Madagaskar, ein 100 000 Hektar-Bewässerungsprojekt im westafrikanischen Mali und 150 000 Hektar in Äthiopien, wo ein selbst für afrikanische Verhältnisse hohes Bevölkerungswachstum zunehmend zu Landknappheit führt.

Die Autoren der Studie warnen vor der Vorstellung, Land sei in vielen afrikanischen Ländern im Überfluss vorhanden. Gleichzeitig verweisen sie auf die große Zahl von Bauern, die keinerlei formale Nachweise wie Kauf- oder Pachtverträge für das von ihnen bewirtschaftete Land haben. In Landkonflikten ziehen der Studie zufolge deshalb vor allem Kleinbauern häufig den Kürzeren.

In einem Positionspapier der Welthungerhilfe warnten die Ernährungsexpertin Constanze von Oppeln und der Entwicklungsreferent Rafael Schneider bereits im vergangenen Jahr: "Den Armen wird der Boden unter den Füßen weggezogen!"

Schon ist von "neuem Kolonialismus" die Rede, von Landraub, einem neuen Geschacher um Afrika. Der Landkauf wird einerseits durch die gestiegene Nachfrage nach Lebensmitteln angeheizt, zum anderen durch die Förderung von Bioenergie. Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels auf ihre ohnehin knappen Landwirtschaftsflächen kaufen oder pachten arabische Staaten in großem Stil Flächen in Uganda, in Äthiopien oder im Sudan. Weitere Interessenten, die den Kauf von Agrarflächen ins Auge fassen, kommen aus Ländern wie China, Korea und europäischen Staaten.

Nutzen für die Bevölkerung

Sie verweisen gern auf den Nutzen, den ihre landwirtschaftlichen Großprojekte für die Bevölkerung haben: Bewässerungssysteme und Straßen werden gebaut, Arbeitsplätze geschaffen, ein Teil der erzeugten Lebensmittel gelangt auf den afrikanischen Markt.

Mit diesem Argument liegen sie auf der Linie des Earth Institutes der New Yorker Columbia Universität, die in Afrika unterschiedliche Projekte wissenschaftlich begleitet. Pedro Sanches, Experte des Institutes sagt, dass Investitionen in die Landwirtschaft dringend notwendig sind. Vor allem da fast drei Viertel der von Armut betroffenen Menschen weltweit in ländlichen Gebieten leben - ohne Strom, oft ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, mit mangelhafter Infrastruktur. Für sie können aus Sicht von Sanches die Projekte der Investoren eine überlebenswichtige Chance bedeuten.

Das sieht auch die Welthungerhilfe so. "Vielfach fehlt der Zugang zu regionalen und internationalen Märkten. Hier können ausländische Investoren das fehlende Bindeglied sein, um lokale Strukturen mit Handelspartnern zu verbinden", heißt es in dem Papier der Hilfsorganisation. "Statt "Land Grabbing" zu fördern, müssten die Regierungen der von Hunger betroffenen Länder das günstige Investitionsklima zur Umsetzung neuer und vor allem nachhaltiger Agrarpolitik nutzen."