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Afrika Afrika: Auch der schwarze Kontinent ist Opfer des Kriegs

23.04.2003, 06:16
Kinder in einer Grundschule in der Nähe von Harare, der Hauptstadt Simbabwes, die auf ihr Essen warten. Sie erhalten mit Hilfe von UNICEF zumindest ein Mal täglich etwas zu essen (UNICEF-Foto im Juli 2002). Allein in Simbabwe sind mehr als 600 000 Kinder auf Nahrungsmittelhilfe durch UNICEF angewiesen. (Foto: dpa)
Kinder in einer Grundschule in der Nähe von Harare, der Hauptstadt Simbabwes, die auf ihr Essen warten. Sie erhalten mit Hilfe von UNICEF zumindest ein Mal täglich etwas zu essen (UNICEF-Foto im Juli 2002). Allein in Simbabwe sind mehr als 600 000 Kinder auf Nahrungsmittelhilfe durch UNICEF angewiesen. (Foto: dpa) UNICEF

Nairobi/dpa. - Auch Afrikaner sind Opfer des Irak-Kriegs. Wovor viele Hilfsorganisationen vor seinem Beginn warnten, ist nun eingetreten: Geber drehen am Geldhahn für Not leidende Menschen auf dem Schwarzen Kontinent, weil sie Mittel für den Irak benötigen. Für rund 40 Millionen Hunger leidende Menschen in Afrika bleibt vielerorts gerade noch die Hälfte der ursprünglich zugesagten Hilfe.

James Morris, Direktor des UN-Welternährungsprogramms (WFP), sieht eine Doppelmoral in vielen Geberländern. «Wie kann es angehen, dass wir uns an ein Grad von Leiden und Hoffnungslosigkeit in Afrika gewöhnen, das wir nirgendwo sonst auf der Welt akzeptieren würden?» fragt er. «Wir dürfen das nicht dulden.» Doch in der Realität bleibt Bevölkerung, Helfern und manchmal auch Gebern keine Wahl, meint dazu Iris Krebber von der Deutschen Welthungerhilfe (DWHH) in Äthiopien, wo bis zu elf Millionen Menschen von einer Hungersnot bedroht sind.

Um Nothilfeprojekte zur Bekämpfung der Dürre auf den Weg zu bringen, hatte ihre Organisation Ende vergangenen Jahres umfangreiche Geberzusagen bekommen. Nach dem Irak-Krieg sieht das anders aus: «Nahezu alle Geber haben 50 Prozent und mehr ihrer Mittel für die Hungerkrise in Afrika umgeschichtet, um Gelder für die Hilfe im Irak zu haben», klagt die Projektleiterin in der Hauptstadt Addis Abeba. «Wir hatten allein bei einem Geber bis zu 5,5 Millionen Euro beantragt», erklärt Krebber. «Das wurde uns jetzt auf 2,8 Millionen runtergekürzt - und bei anderen Gebern sieht es nicht anders aus.» Die Deutsche möchte die Geber nicht nennen, da sie «weiß, dass viele ganz einfach Zwängen unterliegen und nicht anders können.»

Für den Irak-Krieg zahlen nach Ansicht zahlreicher anderer internationaler Hilfsorganisationen auch Millionen Hungeropfer in Eritrea, Burundi, Sambia, Malawi, Simbabwe sowie in westafrikanischen Flüchtlingszentren wie Guinea und Liberia. So hätten in den ersten drei Monaten dieses Jahres viele Geberländer, auch Deutschland, Gelder zurückgehalten, um die Entwicklung im Irak abzuwarten, kritisierte kürzlich der Hochkommissar des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) Ruud Lubbers in Kenias Hauptstadt Nairobi. Das 300 Millionen US-Dollar umfassende Afrika-Programm des UNHCR habe ein Defizit von 15 Prozent. «Doch anstatt diese rund 50 Millionen Dollar aufzufüllen, geht die Bereitschaft der Geber noch weiter zurück», klagt Lubbers. «Sie müssen der irakischen Bevölkerung helfen, aber sie dürfen dafür keine Afrikaner sterben lassen.»

Am Horn von Afrika, meint Helferin Iris Krebber, wird das unweigerlich der Fall sein. «Bei meinen Feldbesuchen sehe ich immer schlimmere Dürrefolgen», sagt sie. «Die Opfer akuter Unterernährung werden bald noch mehr leiden, denn wir haben nicht mehr die Mittel, diese Dürrefolgen zu bekämpfen.» Mit Sorge zitiert sie Prognosen, die ausgerechnet das US-Handelsministerium herausgab. Nach dessen Frühwarnsystem wird auch die kommende Anbausaison in Äthiopien wie in Teilen Somalias und Kenias stark von der Dürre betroffen sein. «Es wird schlimmer werden, und wir können in vielen Fällen nur zusehen, weil uns die Mittel fehlen.»