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Afghanistan Afghanistan: Trauer um tote deutsche Soldaten

28.06.2009, 12:40
Bundeswehr-Soldaten nehmen im Feldlager Kundus, Afghanistan, Abschied von ihren drei gefallenen Kameraden. (FOTO: DPA)
Bundeswehr-Soldaten nehmen im Feldlager Kundus, Afghanistan, Abschied von ihren drei gefallenen Kameraden. (FOTO: DPA) Bundeswehr

Berlin/Zeitz/ddp. - Das kündigte der Kommandeur des Regionalkommandos Nord,Brigadegeneral Jörg Vollmer, am Samstag im nordafghanischen Kundusbei der Trauerfeier für die drei Bundeswehrsoldaten an, die amDienstag ums Leben gekommen waren. Ihre Leichen wurden am Samstagnach Deutschland überführt. Verteidigungsminister Franz Josef Jung(CDU) bewertet trotz der jüngsten Anschläge den Afghanistan-Einsatzbislang als erfolgreich. Auch SPD-Fraktionschef Peter Struckverteidigte das Bundeswehr-Engagement am Hindukusch, räumte aberzugleich Defizite ein.

Die drei Soldaten waren am Dienstag bei einer gemeinsamenOperation deutscher und afghanischer Sicherheitskräfte etwa sechsKilometer südwestlich des Regionalen Wiederaufbauteams unter Beschussgeraten. Bei einem Ausweichmanöver stürzte der Transportpanzer vomTyp «Fuchs» in ein Flussbett.

Bei den Toten handelt es sich um einen 23-jährigen Hauptgefreitenaus Brandenburg, einen gleichaltrigen Obergefreiten ausSachsen-Anhalt sowie einen 21-jährigen Hauptgefreiten mit Wohnort inNordrhein-Westfalen, der aus Thüringen stammte.

Am Samstag nahmen deutsche Soldaten bei einer Trauerfeier inKundus Abschied von ihren Kameraden. Anschließend wurden dieLeichname - begleitet von einem Ehrenspalier - zum Flughafen Kundusgebracht. Von dort aus wurden die Särge über Termes in Usbekistannach Deutschland geflogen. Der Luftwaffen-Airbus mit den Särgen anBord kam am Samstagabend in Leipzig an. Dort wurden die Soldaten voneiner Bundeswehrabordnung in Empfang genommen.

Am kommenden Donnerstag (2. Juli) soll es eine zentraleTrauerfeier am Heimatstandort in Bad Salzungen geben. Neben Jung wirddaran auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, WolfgangSchneiderhan, teilnehmen.

In den vergangenen Monaten ist die Bundeswehr in Kundus zunehmendunter Beschuss geraten. Seit Jahresbeginn wurden insgesamt 31Raketenangriffe, Selbstmordanschläge oder bewaffnete Hinterhaltegezählt. Erst zu Monatsbeginn war es nahe Kundus zu schwerenFeuergefechten gekommen, bei denen zwei Soldaten verletzt wurden.Seit Beginn der ISAF-Mission Anfang 2002 starben insgesamt 35deutsche Soldaten in Afghanistan.

Jung betonte, die Probleme seien im Wesentlichen auf Kundusbegrenzt. Trotz der schwierigen Lage dürften die bisherigen Erfolgenicht in Vergessenheit geraten. Für das ganze Land bestehe jetzt «dieChance auf Wohlstand in Frieden». So gebe es heute «6,2 MillionenSchüler, davon 40 Prozent Mädchen, über acht Millionen Handynutzer,außerdem Krankenhäuser, Kindergärten, Straßen, Brücken». FünfMillionen Flüchtlinge seien inzwischen wieder nach Afghanistanzurückgekehrt.

Der Minister blieb bei seiner Haltung, dass sich die Bundeswehr«nicht im Krieg» befinde. Die Diskussion um diesen Begriff verstelleden Blick auf das Wesentliche, kritisierte er. Das große Ziel desEinsatzes sei, «die Afghanen in die Lage zu versetzen, selbst fürihre Sicherheit sorgen zu können».

Auch Struck betonte, er sehe «keinen Grund, jetzt aufzugeben» undzu sagen, die deutschen Soldaten seien «leider umsonst gestorben».Zugleich räumte Struck Defizite bei dem Afghanistan-Einsatz ein. «Wirhaben zu wenig für den Aufbau der Sicherheitsstrukturen im Landegetan», sagte er. Diesen Vorwurf müssten sich alle beteiligtenNationen gefallen lassen. Die Ausbildung der Polizei zum Beispielmüsse dringend verstärkt werden. Struck sagte, er befürchte, dass derAbzug der Deutschen «noch zehn Jahre dauern» könne.