1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Afghanistan: Afghanistan: Ex-König Sahir Schah wird 90 Jahre alt

Afghanistan Afghanistan: Ex-König Sahir Schah wird 90 Jahre alt

Von Can Merey 13.10.2004, 08:52
Der frühere König Afghanistans, Mohammad Sahir Schah, bei einer Pressekonferenz in Kabul (Archivfoto vom 10.06.2002). Sahir Schah, der 29 Jahre im italienischen Exil zugebracht hatte, verzichtete nicht nur auf den Thron, sondern auch auf eine Kandidatur auf das Präsidentenamt. Am Freitag (15.10.2004) wird er 90 Jahre alt. (Foto: dpa)
Der frühere König Afghanistans, Mohammad Sahir Schah, bei einer Pressekonferenz in Kabul (Archivfoto vom 10.06.2002). Sahir Schah, der 29 Jahre im italienischen Exil zugebracht hatte, verzichtete nicht nur auf den Thron, sondern auch auf eine Kandidatur auf das Präsidentenamt. Am Freitag (15.10.2004) wird er 90 Jahre alt. (Foto: dpa) AFP

Kabul/dpa. - Mohammad Sahir Schah ist an den Ort zurückgekehrt,von dem er einst vertrieben wurde und an dem seine Verwandtenermordet wurden. Der frühere König Afghanistans lebt im ersten Stockim Haram-Sara-Palast in Kabul - neben dem afghanischenÜbergangspräsidenten Hamid Karsai. Von der Großen Ratsversammlung(Loja Dschirga) wurde ihm zwar der Titel «Vater der Nation»verliehen, doch politisch spielt der greise Ex-Monarch im neuenAfghanistan keine Rolle mehr. Am Freitag (15. Oktober) wird er 90Jahre alt.

Sahir Schah hatte sich wegen einer ärztlichen Behandlung inItalien aufgehalten, als sein Vetter Mohammad Daud die Monarchie 1973stürzte. Der damalige König versuchte nicht, sich gegen denStaatsstreich zu wehren, und verhinderte damit vermutlich einBlutvergießen. Sahir Schah dankte ab und blieb in Rom. 28 Jahrespäter - Afghanistan hatte die meiste Zeit unter Krieg undBürgerkrieg gelitten - kamen die Anschläge vom 11. September 2001 undder von den USA geführte Angriff gegen das radikalislamische Taliban-Regime. Nach dem Sturz der Taliban Ende 2001 sahen viele in dem Ex-König eine Kraft, die das zerrissene Land einen könnte.

Der Paschtune kehrte im August 2002 nach 29 Jahren imitalienischen Exil zurück nach Afghanistan, ihm wurde in seiner altenHeimat ein feierlicher Empfang bereitet. «Auch die Vögel sindglücklich, in ihr Nest zurückzukehren», sagte er damals. SeinerEhefrau war dieses Glück nicht beschert: Die frühere Königin Homairawar im Juni 2002 im Alter von 84 Jahren in Rom gestorben. Er wollenicht wieder König werden, sondern seinem Land in den letzten Jahrenseines Lebens dienen, sagte Sahir Schah vor seiner Rückreise in dieHeimat.

Vor der Großen Ratsversammlung im Juni 2002 erklärte Sahir Schahzunächst seine Bereitschaft, für das Präsidentenamt zu kandidieren.Doch dann verzichtete er nicht nur auf den Thron, sondern zumEntsetzen vieler Afghanen auch auf die Kandidatur - viele meinten,das sei auf Druck der USA geschehen, die ihren Kandidaten HamidKarsai durchsetzen wollten. Karsai ist bis heute Chef derafghanischen Übergangsregierung und Staatsoberhaupt.

Danach wurde es still um den geistig noch regen Ex-Monarchen. Auchvor der ersten Präsidentenwahl Afghanistans am vergangenen Samstagäußerte er sich nicht. Er gibt jeden Tag Audienzen, Journalisten aberempfängt er selten. Und manchmal, so heißt es, geht er in dem Gartenseines Palastes spazieren. Umziehen will er nicht mehr, sagt er -wegen der Erinnerung an die Verwandten, die in Haram Sara ermordetwurden.