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Afghanistan Afghanistan: Erste Bundeswehrsoldaten in Kundus

25.10.2003, 16:03
Bundeswehrsoldaten eines Vorauskommandos . (Foto: dpa)
Bundeswehrsoldaten eines Vorauskommandos . (Foto: dpa) dpa

Berlin/Kabul/dpa. - Die Bundeswehr hat am Samstag ihren Einsatz im Norden Afghanistans begonnen. Ein Vorauskommando mit 27 Soldaten traf in der Stadt Kundus ein. Der Kommandoführer, Oberst Kurt-Helmut Schiebold, bezeichnete die Sicherheitslage nach der Ankunft als «ruhig, aber nicht stabil». Bis Jahresende sollen nach seinen Angaben etwa 150 Soldaten in Kundus sein, bis zum Frühjahr dann 230 Soldaten. Sie schützen und unterstützen dort etwa 50 Helfer ziviler Hilfsorganisationen.

Erst am Freitag hatte der Bundestag das Unternehmen mit großer Mehrheit gebilligt. Das Parlament erweiterte den Auftrag für die deutschen Soldaten in Afghanistan. Sie können nun auch außerhalb der Hauptstadt Kabul eingesetzt werden. Zugleich wurde das Mandat für die Internationale Schutztruppe (ISAF) in Kabul um ein Jahr verlängert.

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen (UN) wird durch die Ausweitung der Arbeit von ISAF die Autorität der afghanischen Regierung in den Provinzen gestärkt. Die deutsche Entscheidung, Soldaten nach Kundus zu schicken, sei ein begrüßenswerter erster Schritt, sagte der UN-Untersekretär für Friedenserhaltende Operationen, Jean-Marie Guéhenno, am Freitag (Ortszeit) vor dem Weltsicherheitsrat in New York. Er hoffe, dass andere Länder diesem Beispiel folgen werden.

Oberst Schiebold berichtete der dpa, dem Vorauskommando sei von US-Soldaten und den afghanischen Streitkräften «ein sehr warmer, herzlicher Empfang» bereitet worden. Jetzt gehe es darum, sich selbst Unterkünfte zu bauen und eine Infrastruktur für die nachkommenden Soldaten zu errichten. Die Bevölkerung setze große Hoffnungen in die deutsche Hilfe. Die Truppe «brennt darauf, gute Arbeit zu leisten». Die Deutschen lösen in Kundus ein amerikanisches Wiederaufbauteam ab, das unter dem Anti-Terror-Mandat «Enduring Freedom» tätig war.

Die Provinz Kundus gilt als vergleichsweise sicher. In anderen Teilen Nordafghanistans gibt es immer wieder Kämpfe bewaffneter Gruppen. In der Nachbarprovinz Samangan starben am Donnerstagabend zehn Zivilisten bei einem Überfall. Unbekannte hätten nahe der Ortschaft Haibak drei Panzerfäuste auf ihren Wagen abgefeuert, berichtete das staatliche afghanische Fernsehen.

Die UN stufen alle Grenzdistrikte Afghanistans als «hoch riskant» ein. Die radikal-islamischen Taliban hätten in mehreren Grenzregionen wieder de facto die Kontrolle über die Verwaltung übernommen. UN- Untersekretär Guéhenno berichtete, die Zahl der Angriffe gegen die Regierung von Ministerpräsident Hamid Karsai, die Streitkräfte und Mitarbeiter humanitärer Organisationen wachse ständig. Von der Instabilität profitierten auch Drogenhändlerringe.

Die Provinz Badakshan im Nordosten Afghanistans soll zu den bedeutendsten Produzenten von Rohopium in Afghanistan gehören, Kundus gilt als Transitstrecke für die Drogen. Zu den drängendsten Problemen in der Region zählen Hilfsorganisationen die katastrophalen Straßen und die mangelhafte Versorgung mit Trinkwasser. Die Stadt Kundus wird erst seit wenigen Monaten mit Elektrizität aus Tadschikistan beliefert.

Bundesverteidigungsminister Peter Struck packt am Freitag (24.10.2003) vor Beginn der Debatte im Bundestag in Berlin seine Aktentasche aus. (Foto: dpa)
Bundesverteidigungsminister Peter Struck packt am Freitag (24.10.2003) vor Beginn der Debatte im Bundestag in Berlin seine Aktentasche aus. (Foto: dpa)
dpa
Afghanische Kinder beobachten einen Bundeswehrsoldaten mit Sturmgewehr und Splitterschutzweste während seines Patrouillengangs durch die Straßen des vierten Polizeidistrikts in Kabul. Unter Führung der Vereinten Nationen will die Bundeswehr ihren Afghanistan-Einsatz über Kabul hinaus ausdehnen. Etwa 250 zusätzliche Soldaten sollen in die nordafghanische Stadt Kundus verlegt werden und dort den zivilen Wiederaufbau sichern. (Foto: dpa)
Afghanische Kinder beobachten einen Bundeswehrsoldaten mit Sturmgewehr und Splitterschutzweste während seines Patrouillengangs durch die Straßen des vierten Polizeidistrikts in Kabul. Unter Führung der Vereinten Nationen will die Bundeswehr ihren Afghanistan-Einsatz über Kabul hinaus ausdehnen. Etwa 250 zusätzliche Soldaten sollen in die nordafghanische Stadt Kundus verlegt werden und dort den zivilen Wiederaufbau sichern. (Foto: dpa)
dpa
Bundeswehr-Mandat wird aussgedehnt (Grafik: dpa)
Bundeswehr-Mandat wird aussgedehnt (Grafik: dpa)
dpa