Afghanistan-Einsatz Afghanistan-Einsatz: Tote Soldaten landen in Köln

Köln/Berlin/Kabul/dpa. - EineLuftwaffenmaschine mit den Toten landete am Mittwochabend auf demmilitärischen Teil des Kölner Flughafens. Verteidigungsminister FranzJosef Jung (CDU) versicherte den Familien seine Dankbarkeit für denEinsatz. «Dass er mit Risiko für Leib und Leben verbunden ist, habenwir wieder bitter erfahren müssen», sagte er vor der für den Abendgeplanten Trauerfeier. Die beiden schwer verletzten Soldaten sind aufdem Weg der Besserung, liegen aber noch immer im künstlichen Koma.
Die drei Soldaten waren am Samstag zusammen mit fünf Zivilistengetötet worden, als sich im nordafghanischen Kundus einSelbstmordattentäter neben ihnen in die Luft sprengte. DasBundeskabinett gedachte unter Vorsitz von Kanzlerin Angela Merkel(CDU) mit einer Schweigeminute der Toten. Auch der Bundestag will andiesem Donnerstag der Opfer gedenken. In Kundus wollen 2000 Afghanenverschiedener ethnischer Zugehörigkeit für den Verbleib derBundeswehr demonstrieren. Der Bundeswehrstandort in Feisabad wurde amDienstagabend mit drei Raketen angegriffen. Es gab keine Opfer.
Die Bundesregierung ließ abermals keinen Zweifel an den Einsätzender Bundeswehr in Afghanistan, forderte aber angesichts derGewaltspirale von den US-Streitkräften mehr Rücksicht auf dieZivilbevölkerung. «Tatsache ist, dass wir weiterhinTerrorismusbekämpfung brauchen. Aber wir müssen auch in diesemBereich angemessen und verhältnismäßig reagieren», sagte Jung zum US-geführten Anti-Terrorkampf «Operation Enduring Freedom» (OEF) im ZDF.Opfer unter Zivilisten beschädigten Bemühungen um Frieden. «Damitgewinnen wir eben nicht das Vertrauen der Bevölkerung.»
SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte im Deutschlandfunk,Deutschland müsse intensiv über OEF diskutieren und sich enger mitden USA abstimmen. Manche Afghanen hätten den Eindruck, es werde ohneRücksicht auf Verluste und zivile Opfer vorgegangen. In der SPD regtsich Widerstand gegen die weitere Beteiligung der Bundeswehr an OEFin Afghanistan mit bis zu 100 Soldaten des Kommandos Spezialkräfte.
NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer dankte der deutschenRegierung, dass sie sich auch nach dem Tod der drei Soldaten zurFortsetzung des Einsatzes bekannt habe. «Es wäre unverantwortlich,wenn wir dem afghanischen Volk und der Regierung wieder den Rückenkehren würden ... Es ist sehr wichtig für die NATO, dass wir diesenEinsatz zu Ende bringen und dass wir erfolgreich sind.»
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte unterdessenAfghanistan und Pakistan zu einer Annäherung auf. «Ohne eineEinbindung der Nachbarländer wird eine dauerhafte Befriedung desLandes (Afghanistans) nicht gelingen können», sagte der Minister nacheinem Treffen mit seinem pakistanischen Amtskollegen Kurshid Kasuri.Unmittelbar nach seiner Abreise aus Kabul kam es dort am Mittwoch zueinem Selbstmordanschlag mit zwei Toten. Bei einem Anschlag inNordafghanistan wurde am Mittwoch ein finnischer Soldat getötet.
Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, warfder internationalen Politik Strategielosigkeit vor. Wenn man nicht inder Lage sei, die eigentlichen Probleme zu analysieren und mit einerGesamtstrategie dagegen vorzugehen, könne man keinen Erfolg haben,sagte er im RBB. Das Problem Drogenhandel sei nicht gelöst.«Der Drogenhandel nährt den Krieg der Taliban. Und hier ist nichtsgeschehen, sondern im Gegenteil: Der Mohnanbau wird ausgeweitet.»
Jung sagte, es seien schon große Fortschritte erreicht worden.Deutschland habe 650 Wiederaufbauprojekte vorangetrieben: Für Wasser-und Stromversorgung, den Bau von Schulen, Kindergärten und Straßen.Dieser Prozess müsse ausgedehnt werden. Ein Ende des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr sei nicht absehbar. 35 000 afghanischeSoldaten seien ausgebildet worden, das Ziel seien 70 000. Afghanistanmüsse zu einer selbstragenden Sicherheit kommen. Jung wird in Kürzedie deutschen Soldaten in Afghanistan besuchen.
