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Trauer um Franziskus Abschiednehmen von Franziskus: „Gracias“, Warten und Tränen

In einem schlichten Holzsarg liegt der tote Papst im Petersdom. Zehntausende strömen in den Vatikan, um Franziskus die letzte Ehre zu erweisen. Für viele ist es ein bewegender Abschied.

Von Robert Messer und Manuel Schwarz, dpa 23.04.2025, 15:00
Gläubige stehen im Petersdom an für eine letzte Ehrerweisung an Papst Franziskus.
Gläubige stehen im Petersdom an für eine letzte Ehrerweisung an Papst Franziskus. Christoph Reichwein/dpa

Rom - Vor dem mächtigen Hauptaltar des Petersdoms liegt der Leichnam des verstorbenen Papstes Franziskus aufgebahrt: Er trägt ein rotes liturgisches Gewand und eine weiße Mitra auf dem Kopf, über seinen vor dem Körper gefalteten Händen ist ein schlichter Rosenkranz zu sehen. Er liegt nur leicht erhöht und nicht wie seine Vorgänger auf einem imposanten Katafalk, also einer hohen Bahre. So hatte es Franziskus vor seinem Tod als Zeichen der Bescheidenheit verfügt.

Vor dem Sarg drängen sich Gläubige vorbei, um persönlich Abschied zu nehmen. Zunächst Hunderte, bald sind es Tausende - schon am ersten Tag der öffentlichen Aufbahrung. Mehrere Frauen knien sich etwas seitlich auf den harten Marmorboden. Eine von ihnen weint und verbirgt ihr Gesicht hinter den Händen. Währenddessen strömen immer mehr Menschen an Franziskus' Leichnam vorbei, Dutzende von ihnen filmen und fotografieren mit ihren Handys diesen für sie so bewegenden Moment.

Am Morgen wurde der schlichte Holzsarg in einer feierlichen Zeremonie in den Petersdom überführt. Die Emotionen sind bei einigen der Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz groß: Sie kämpfen mit den Tränen als der Trauerzug - angeführt von Kardinälen, Bischöfen, Priestern, Beichtvätern des Petersdoms und Vatikan-Mitarbeitern - an ihnen vorbeizieht.

Franziskus galt als „Papst zum Anfassen“ und Menschenfreund. Er scheute den unmittelbaren Kontakt zu den Gläubigen nicht, im Gegenteil: Er liebte das Bad in der Menge. Er schüttelte Hände, umarmte, segnete Babys. Umso schmerzhafter ist für viele seiner Anhänger der Abschied. Und riesengroß ist der Andrang vor dem Petersplatz, um Franziskus die letzte Ehre zu erweisen.

„Gracias, Papa Francisco“, steht auf einem handgemalten Schild, das ein Mädchen zusammen mit einer argentinischen Fahne in den Händen hält. Im Petersdom geht es Zentimeter für Zentimeter weiter, die Leute aus Franziskus' Geburtsland haben nur noch wenige Schritte bis zum Sarg vor sich. 

Großer Andrang vor dem Petersdom

Vor der großen Kirche bildete sich schnell eine lange Schlange von Gläubigen und Besuchern. Alle wollen zu Franziskus, scheint es. Manche fanden sich bereits in den frühen Morgenstunden am Vatikan ein. Die Schlange ist zwischenzeitlich so lang, dass von einer Wartezeit von etwa acht Stunden ausgegangen wurde. 

Letzter Auftritt am Ostersonntag

Franziskus ging es schon seit einiger Zeit schlecht. Im Frühjahr musste er mehr als einen Monat im Krankenhaus behandelt werden. Er litt an einer schweren Lungenentzündung, mehrfach schwebte er in Lebensgefahr. Viele Gläubige bereiteten sich schon auf einen nahenden Tod vor. Doch nach fünf Wochen verließ der Papst die Gemelli-Klinik in Rom wieder und kehrte in den Vatikan zurück.

Trotz einer verordneten Ruhephase von zwei Monaten folgten mehrere Überraschungsauftritte in der Öffentlichkeit. An den großen Osterfeiern nahm er jedoch nur teils teil: Am Ostersonntag spendete er noch den traditionellen Segen Urbi et Orbi vom Balkon des Petersdoms aus. Dabei wirkte er schon sehr geschwächt. Keine 24 Stunden später starb er - an den Folgen eines Schlaganfalls, der dann zum Koma und Herzversagen führte.

Rom in kommenden Wochen im Ausnahmezustand

Bis Freitagabend können Gläubige von Franziskus Abschied nehmen. Danach wird der offene Sarg verschlossen. Am Samstag folgt im Vatikan eine große Trauerfeier mit zahlreichen Staatsgästen aus aller Welt. Anschließend wird der tote Papst in der Marienkirche Santa Maria Maggiore beigesetzt. Wenige Tage vor dem Großevent ist Rom im Ausnahmezustand. Zur Trauerfeier werden nach Angaben des italienischen Zivilschutzes etwa 200.000 Menschen erwartet.

Nach den Trauerfeiern rückt das Konklave, also die Wahl eines neuen Papstes, in den Fokus. Es dürfte Anfang Mai beginnen. Strengstens abgeschirmt beginnen die wahlberechtigten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle mit der Wahl. Eigentlich sind 135 Kardinäle unter 80 Jahren zur Wahl des neuen Papstes berechtigt, aber zwei Kardinäle sagten aus gesundheitlichen Gründen ab. 

Große Emotionen vor Papst-Sarg

Der Gedanke ans nahende Konklave kommt jedoch bei den zahlreichen Menschen, die Schlange für den Petersdom stehen, noch nicht auf. Zunächst steht die Erinnerung an den Pontifex aus Lateinamerika im Fokus. Es herrscht aber nicht nur Trauer im Petersdom, auch Dankbarkeit ist zu spüren. An den Seiten der riesigen Basilika setzen sich junge und ältere Gläubige auf den Boden und plaudern. Auch Franziskus konnte locker und ungezwungen sein.

Der Sarg ist mit Absperrungsseilen blockiert, sodass niemand dem Leichnam zu nahe kommen kann. Berührungen des Sarges als Geste des Abschieds sind nicht möglich. Dennoch werden sich in den kommenden drei Tagen zahlreiche Gläubige und Besucher anstellen, um Papst Franziskus, dem einstigen „Papst zum Anfassen“, die letzte Ehre zu erweisen.