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30 Jahre nach der Ermordung 30 Jahre nach der Ermordung: Gedenken an das RAF-Opfer Siegfried Buback

09.04.2007, 12:50
Michael Buback, Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, gedenkt am Samstag (07.04.2007) in der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe seines Vaters. (Foto: dpa)
Michael Buback, Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, gedenkt am Samstag (07.04.2007) in der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe seines Vaters. (Foto: dpa) dpa

Karlsruhe/dpa. - Die Kranzniederlegung undGedenkveranstaltung für Buback und seine ebenfalls erschossenenBegleiter Johann Göbel und Georg Wurster stand unter dem Eindruck deraktuellen Diskussion über die vorzeitige Haftentlassung ehemaligerMitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF). Bubacks Sohn Michaelstellte diese in Frage. «Wir müssen schließlich fragen, ob eswirklich richtig ist, dass Täter frühzeitig freigelassen werden, ohnedass sie sich zu ihrer Tat bekennen, ihren Tatbeitrag einräumen undsich von ihren Verbrechen distanzieren», sagte er.

Michael Buback sprach sich erneut indirekt gegen eine Begnadigungdes noch inhaftierten Ex-Terroristen Christian Klar durchBundespräsident Horst Köhler aus. Auch Generalbundesanwältin MonikaHarms äußerte sich skeptisch: «Gnade - welch ein großes Wort vor demHintergrund der Taten des Jahres 1977, die diejenigen zu verantwortenhaben, die sich selbst Rote Armee Fraktion - RAF - nannten, auchangesichts der tiefen Verletzungen, die diese kriminelle Vereinigung,die sie wirklich war, sowohl den einzelnen Menschen wie auch derGesellschaft insgesamt zugefügt hat», sagte sie. «Die Wunden vondamals wirken bis heute nach, sie sind und bleiben offen.»

Das Attentat vom 7. April 1977 war der Auftakt zum blutigstenTerrorjahr in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Täter hattendamals von einem Motorrad aus die tödlichen Schüssen in Bubacks Wagenabgefeuert. Buback und sein Fahrer Göbel starben noch am Tatort, derJustizbeamte Wurster erlag seinen Verletzungen eine Woche später.Geplant hatte den Mord unter anderem die vor kurzem auf Bewährung ausder Haft entlassene Brigitte Mohnhaupt. Als Todesschützen kommenChristian Klar und zwei weitere Terroristen in Frage - der genaueAblauf ist bis heute ungeklärt.

An der Gedenkveranstaltung nahmen neben dem Sohn und der Witwe vonSiegfried Buback auch die Familien der anderen Opfer teil. MohnhauptsEntlassung ist aus Sicht von Michael Buback - «so bitter es für unsAngehörige ist» - nach geltenden Regelungen korrekt. Man solle aberdarüber nachdenken, ob die Regelungen zur frühzeitigen Haftentlassung«eventuell modifiziert werden sollten». Der Laie frage sich, weshalbüberhaupt ein Gericht die Strafe «lebenslänglich» ausspreche, wennzugleich die Vorschrift existiere, dass der Verurteilte die Chancehaben müsse, wieder frei zu kommen. Er forderte eine «angemesseneStrafe für diejenigen, die anderen das Leben nehmen». Er appellierteerneut an die Täter, endlich zur Klärung des Tathergangs beizutragen.

Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel hält die EntlassungMohnhaupts für einen «normalen Vorgang». Entscheidend für einemögliche Begnadigung Klars müsse sein, ob dieser seine Tat bedauere«und dies glaubwürdig darlegt», sagte er dem «Tagesspiegel amSonntag». Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) forderte in der«Bild am Sonntag», die Aufarbeitung der RAF-Geschichte zum «festenBestandteil des Geschichtsunterrichts» in den Schulen zu machen.