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Bautzner Bürgermeister will reagieren 100 Polizisten in Bautzen im Einsatz, Gewalt zwischen Flüchtlingen und Rechten

15.09.2016, 09:45
Polizeibeamte stehen in Bautzen an der Dresdener Straße in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft.
Polizeibeamte stehen in Bautzen an der Dresdener Straße in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft. Xcitepress

Bautzen - Die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen in Bautzen reißen nicht ab. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, standen sich am Mittwochabend auf dem Kornmarkt rund 80 gewaltbereite Männer und Frauen - zum Großteil aus dem politisch rechten Spektrum - sowie 20 junge Asylbewerber gegenüber. Zwischen beiden Lagern kam es zu heftigen Wortgefechten und tätlichen Übergriffen, Zeugen zufolge flogen Flaschen.

Polizei muss in Bautzen Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen

Ein Großaufgebot von rund 100 Polizisten trennte die Gruppen. Die Sicherheitskräfte forderten sie auf, den Platz zu verlassen. Aus den Reihen der Asylsuchenenden seien die Beamten unter anderem mit Flaschen und Holzlatten beworfen worden, hieß es. Es kam zum Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken.

Daraufhin gingen die Asylbewerber über die Friedensbrücke in Richtung ihres Heimes. Die Rechtsextremen teilten sich in Gruppen auf und verfolgten die Flüchtlinge. Nachdem die Asylbewerber ihre Unterkunft erreicht hatten, bewachte die Polizei das Gebäude und forderte die 32 Bewohner auf, es nicht zu verlassen. Auch drei weitere Asylbewerberunterkünfte in Bautzen und Niedergurig (Landkreis Bautzen) wurden laut Polizei bewacht.

Bürgermeister von Bautzen nach Auseinandersetzung zwischen Asylbewerbern und Rechten erschüttert

Der Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens (parteilos) sieht in den gewaltsamen Ausschreitungen  eine „neue Qualität der Auseinandersetzungen“. Zwar gebe es seit etwa zwei Wochen auf dem Kornmarkt ein Problem mit jugendlichen Flüchtlingen. Auch sei es gelegentlich zu Pöbeleien und Beleidigungen gekommen.

„Nun aber geht es um anderes Level“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. „Es kann nicht sein, dass Bautzen zum Spielplatz von gewaltbereiten Rechten wird.“

Ahrens kündigte „massive polizeiliche Maßnahmen“ an. So sollen Mitarbeiter des Ordnungsamtes gemeinsam mit Polizisten verstärkt auf Streife gehen. Auch Streetworker sollen zum Einsatz kommen.

„Die zunehmende Gewalt bei Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Gruppen verurteile ich auf das Schärfste, ganz unabhängig davon von wem – ob Milieu, Asylbewerber oder andere Gruppierungen - sie im einzelnen Fall auch ausgehen mag. Das werde ich nicht tolerieren“, hatte Ahrens zuvor auf Facebook erklärt.

Auseinandersetzung am Kornmarkt: 18-Jähriger erleidet Schnittverletzungen

Ein 18-jähriger Bewohner des Heimes erlitt aus noch unbekannter Ursache Schnittverletzungen. Als er ins Krankenhaus gebracht werden sollte, wurde der Rettungswagen behindert und von den Rechtsextremen mit Steinen beworfen. Ein zweiter Rettungswagen brachte den Marokkaner schließlich unter Polizeischutz ins Krankenhaus. Ein weiterer, 20-jähriger Bewohner des Heimes soll sich selbst mit einer Flasche am Kopf verletzt haben. Dazu wurde zunächst nichts Näheres bekannt.

Der Polizeieinsatz war um halb drei Uhr nachts beendet. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch und gefährlicher Körperverletzung. Zeugen sind aufgerufen, sich zum melden.

Immer wieder Konflikte in Bautzen

In Bautzen war es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Konflikten gekommen. Zuletzt wurde am Dienstagabend ein 32 Jahre alter Einwohner durch einen Flaschenwurf verletzt. Im Februar hatten Schaulustige einem Brand in einer Flüchtlingsunterkunft zugesehen und die Löscharbeiten behindert. (dpa)