Polen Polen: Sonderwirtschaftszonen locken auch nach dem EU-Beitritt
Warschau/Lodz/dpa. - «2005 war ein Rekordjahr», freut sich MaciejRapkiewicz, Chef der Sonderwirtschaftszone in Lodz. Seit vor knappzehn Jahren ein altes Fabrikgelände in der polnischen Industriestadtin eine solche Zone umgewandelt wurde, sind in Lodz etliche neueFertigungshallen entstanden. Der größte Investor kam im vergangenenJahr aus Deutschland - der Maschinenbauer Anton Haering aus Bubsheimauf der Schwäbischen Alb investierte laut der Internetseite derSonderwirtschaftszone rund 50 Millionen Euro und schuf 300Arbeitsplätze.
Die 14 polnischen Sonderwirtschaftszonen sind vor allem wegenihrer Steuervergünstigungen interessant. Firmen, die sich hierniederlassen, können bis zu 65 Prozent der Investitionssumme von derKörperschaftssteuer absetzen. Vor dem EU-Beitritt Polens waren dieersten Jahre für Firmen sogar steuerfrei.
Zu den Steuervorteilen kommen die niedrigen Löhne. «Unserepolnischen Mitarbeiter verdienen etwa ein Viertel von dem, was wir inDeutschland bezahlen müssen», berichtet Hendrik Kampmann aus demniedersächsischen Lingen, der von Juni an in derSonderwirtschaftszone von Lodz Heizkörper für den polnischen Marktbauen lässt.
Die niedrigen Kosten sind aber nur ein Grund, warum neben großenFirmen wie Bosch, Siemens oder Electrolux immer mehr Mittelständlerin die Sonderwirtschaftszonen kommen. «Ausschlaggebend sind auch dieMitarbeiter», beobachtet Marco Walde von der Deutsch-PolnischenIndustrie- und Handelskammer in Warschau. Kampmann ist überrascht,wie «sprachgewandt, flexibel und motiviert» seine neuen Mitarbeitersind.
Fast jede Sonderwirtschaftszone unterhält enge Kontakte zuUniversitäten und Fachhochschulen. «Wir können auf über 100 000Studenten aus allen Fachrichtungen pro Jahr zurückgreifen», sagtMarciej Rapkiewicz. Noch besser ist es, wenn die Zonen wie in Lodz andie Autobahn angebunden sind. «Von Sommer an können wir über die E 40direkt von Lingen nach Lodz fahren», erklärt Kampmann.
Nach Angaben des polnischen Wirtschaftsministeriums sind in denSonderwirtschaftzonen in den vergangenen zehn Jahren mehr als 110 000Arbeitsplätze entstanden. Für viele Regionen Polens, das mit knapp 18Prozent die höchste Arbeitslosenquote in der EU aufweist, sind dieseZonen oft die einzige Chance. «Uns hat die Sonderwirtschaftszonegerettet», sagt Zdislaw Klonowski von der Stadtverwaltung desostpolnischen Mielec. 1995 wurde hier auf dem Gelände einerabgewickelten Flugzeugfabrik die erste Sonderwirtschaftszone Polensgegründet. Seitdem entstanden dort rund 11 000 Arbeitsplätze.
Marciej Rapkiewsicz ist sich aber sicher, dass früher oder späterdie Investoren weiter nach Osten ziehen werden. Auch die Ukrainelockt bereits mit Sonderwirtschaftszonen. In Polen laufen dieSteuervergünstigungen in zehn Jahren aus. «Wenn die Kosten steigen,müssen wir mit noch besserem Personal punkten», sagt der Chef derSonderwirtschaftszone in Lodz. Schon jetzt plant er deshalb mit denUniversitäten Programme, die speziell auf die Anforderungen derInvestoren zugeschnitten sind.