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Plüschtierhersteller Plüschtierhersteller: Sechseinhalb Jahre Haft wegen Betrugs in zehn Fällen

Von Jörg Völkerling 26.06.2007, 12:51
Der Angeklagte Ottmar Pfaff steht am Dienstag (26.06.07) im Landgericht in Hof mit seinem Anwalt Wolfgang Dingfelder zusammen. (Foto: ddp)
Der Angeklagte Ottmar Pfaff steht am Dienstag (26.06.07) im Landgericht in Hof mit seinem Anwalt Wolfgang Dingfelder zusammen. (Foto: ddp) ddp

Hof/Saale/dpa. - Trotzdem ist esein Urteil, mit dem beide Seiten leben können. SowohlStaatsanwaltschaft als auch Verteidigung verzichten auf Rechtsmittel.Das bedeutet, das Urteil ist rechtskräftig.

Rechtsanwalt Wolfgang Dingfelder stellte in seinem Plädoyer OttmarPfaff als den Unternehmer dar, der mit seinen Straftaten dasUnternehmen retten und so die Arbeitsplätze sichern wollte. Dass dasGeld in die eigene Tasche des Nici-Chefs wanderte, stritt dieVerteidigung ab.

Richter Schiener hielt dies für wenig glaubwürdig: AlsVorstandsvorsitzender der nicht börsennotierten Nici AG habe erschließlich vom Gewinn des Plüschtierherstellers profitiert. Seit2003 seien nur noch Verluste erwirtschaftet worden. Trotzdemkassierte Pfaff jährlich 1,5 Millionen Euro an Tantiemen zu seinemJahresgehalt von 300 000 Euro. «Das Geld wurde dazu verwendet, das eigene Vermögen zu vermehren», sagte Schiener.

Es war ein Schneeball-System, das der 58-Jährige entwickelt hatte,stellte Schiener in seiner Urteilsbegründung fest. Pfaff ließScheinrechnungen schreiben und holte sich das Geld dieser Forderungenvon Banken oder Spezialfirmen, indem er die entsprechendenfinanziellen Forderungen an diese verkaufte. Bei Fälligkeit wurdendiese Rechnungen mit neuen Scheinrechnungen beglichen. «Die Nici AGkonnte über Jahre hinweg nur mit hoch kriminellen Straftaten am Lebenerhalten werden», sagte Schiener.

Doch die Wirtschaftsstrafkammer hielt dem Nici-Firmengründer auchseine Kooperationsbereitschaft zugute. Pfaff legte ein umfassendesGeständnis ab. Auch dank des Angeklagten habe ein so komplexerProzess in zwei Tagen abgearbeitet werden können. Dies habe auch beider Höhe der Strafe eine erhebliche Rolle gespielt, betonte dasGericht.

Ursprünglich wurden Pfaff auch Bilanzmanipulationen und ein Fallvon Untreue vorgeworfen. Beide Anklagepunkte wurden aber während desVerfahrens eingestellt. So soll der 58-Jährige in den Jahren 2003 bis2005 insgesamt Umsätze von 260 Millionen statt von 200 Millionen Euroausgewiesen haben. Außerdem habe er einen Kredit von 1,5 MillionenEuro vergeben, dessen Rückzahlung fraglich gewesen sei, hieß es inder Anklage.

Am 4. Mai 2006 offenbart sich schließlich der Nici-Vorstandsvorsitzende dem Aufsichtsrat und seinen Vorstandskollegen,kurz darauf meldet die Nici AG Insolvenz an. «Während sichDeutschland im Mai 2006 auf die Fußball-Weltmeisterschaft freute,sind es für Ottmar Pfaff die bisher schwersten Tage in seinem Leben»,führt Anwalt Wolfgang Dingfelder aus. Inzwischen hat denPlüschtierhersteller, der auch das WM-Maskottchen «Goleo»produzierte, ein amerikanischer Investor übernommen.