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Peter Wallenberg Peter Wallenberg: Schwedens letzter Großindustrieller wird 80

Von Thomas Borchert 24.05.2006, 08:23
Peter Wallenberg (Archivbild vom 26.10.2003) bis in die neunziger Jahre als mächtigster Industrieller Schwedens ein Symbol für die enorme Exportkraft seines Landes, wirkt kurz vor seinem 80. Geburtstag am 26. Mai bei öffentlichen Auftritten kränkelnd und geschwächt. (Foto: dpa)
Peter Wallenberg (Archivbild vom 26.10.2003) bis in die neunziger Jahre als mächtigster Industrieller Schwedens ein Symbol für die enorme Exportkraft seines Landes, wirkt kurz vor seinem 80. Geburtstag am 26. Mai bei öffentlichen Auftritten kränkelnd und geschwächt. (Foto: dpa) Pressensbild

Stockholm/dpa. - Peter Wallenberg, bis in die neunziger Jahre alsmächtigster Industrieller Schwedens ein Symbol für die enorme Exportkraft seines Landes, wirkt kurz vor seinem 80. Geburtstag beiöffentlichen Auftritten kränkelnd und geschwächt. Das hindert denNestor des legendären Stockholmer Familiendynastie mit zahlreichenIndustriebeteiligungen wie Ericsson, ABB, Astra Zeneca, Electrolux,Atlas Copco und Scania aber nicht daran, seine Meinung wie immerbestimmt und markant zu äußern. «Gerede ist uns egal» kanzelte ereinen Reporter auf eine kritische Frage zur Investitionsstrategie vonWallenbergs Finanzgesellschaft Investor ab.

Ohne viel Rücksicht auf Gerede und mit kräftigen Ellenbogen bauteder am 29. Mai 1926 in Stockholm geborene Jurist ab den siebzigerJahren das von seinen Vorfahren gespannte Netz vonIndustriebeteiligungen mit aus. Nach dem Selbstmord seines älterenBruders Marc als «Kronprinz» 1971 musste Peter allerdings noch elfJahre im zweiten Glied bleiben. Sein Vater traute ihm die Führung desFamilienbesitzes einfach nicht zu.

Auch nach dem endgültigen Generationswechsel 1982 nutzten dieWallenbergs weiter geschickt die in Schweden sehr deutlicheUnterscheidung im Aktienrecht zwischen Kapitalbeteiligung (B-Aktien)und Stimmrechten (A-Aktien) aus. Im Zweiten Weltkrieg stetslieferbereit für die Kriegsbedürfnisse der deutschenNationalsozialisten, verstanden sich die Industriellenfamilie imeigenen Land stets auch sehr gut mit den klar dominierendenSozialdemokraten.

International galt Peter Wallenberg als Industrieller mit Blickfür langfristige Investitionen und Engagements. Allerdings sankenEinfluss und Gewicht der Familiendynastie deutlich Mitte derneunziger Jahr mit der Liberalisierung des internationalenKapitalverkehrs und Schwedens Beitritt zur EU 1995, für den sich auchPeter Wallenberg stark machte.

Die ihm nachfolgende Generation der Wallenberg-Söhne Jacob undPeter jr. sowie sein Cousin Marcus sind in der Öffentlichkeitwesentlich weniger profiliert. Eigentlich hatte Wallenberg denfrüheren Chef des ABB-Vorgängerunternehmens ASEA, Percy Barnevik, alsKronprinzen für die eigene Rolle auserkoren. Barnevik musste aber2001 nach vermutlich heftigen internen Querelen mit den Wallenbergssowie einem deftigen Skandal wegen gigantischer Abfindungsforderungenden Hut nehmen.

Peter Wallenbergs Ruf als überaus mächtiger und milliardenschwererUnternehmer hatte sich Anfang der neunziger Jahre bis Russlandherumgesprochen. Angehörige der dortigen Mafia jedenfalls konntenerst im letzten Augenblick daran gehindert werden, denGroßindustriellen wie bei James Bond mit Hilfe eines Mini-U-Bootesaus seiner Prachtvilla in den Stockholmer Schären zu entführen.