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Outdoor-Ausrüster Yeti Outdoor-Ausrüster Yeti: Der Porsche unter Schlafsäcken und Jacken für Abenteurer

Von Steffen Könau 09.07.2017, 12:00
Die Sachsen setzen erfolgreich auf Mund-zu-Mund-Propaganda: Beim Sahara  Race von Rafael Fuchsgruber (blauer Anorak) hatten sich die meisten Teilnehmer für Yeti-Anoraks und -Schlafsäcke entschieden.
Die Sachsen setzen erfolgreich auf Mund-zu-Mund-Propaganda: Beim Sahara  Race von Rafael Fuchsgruber (blauer Anorak) hatten sich die meisten Teilnehmer für Yeti-Anoraks und -Schlafsäcke entschieden. www.4deserts.com

Vierzig Kilometer lang gegen 45 Grad warmen Wind laufen, das gibt es nur beim Sahara Race. Und dann nachts der Temperatursturz auf zehn Grad, dem die abgekämpften Körper der Läufer nur wenig entgegenzusetzen haben.

Rafael Fuchsgruber, der seit zehn Jahren Ultra-Läufe durch Wüsten in aller Welt absolviert, wunderte sich am Ziel des beinharten Rennens in Namibia gar nicht weiter, als er feststellte, „dass im Grunde genommen alle Läufer Daunensachen von Yeti anhatten“.

Die Sachen aus Sachsen, sagt der Dauerläufer, der zuletzt den Seidenstraßen-Ultra im Iran gewann, „sind einfach das Beste, was es auf dem Markt gibt“.

Outdoor-Firma Yeti: Der Porsche unter Schlafsäcken und Jacken

Udo Grützmacher schmunzelt bei so viel Lob aus berufenem Munde. „Qualität setzt sich durch“, sagt der Verkaufsleiter des Outdoor-Herstellers aus Görlitz, der schon zu DDR-Zeiten gegründet wurde und auf dem Weltmarkt für Daunenschlafsäcke und Jacken inzwischen den Ruf hat, den Porsche auf dem Automarkt genießt.

Yeti-Schlafsäcke sind leichter, wärmer und ausgeklügelter designt, sie bestehen aus den hochwertigsten Daunen und Hightech-Außengewebe und sie werden durchweg in Deutschland genäht.

Etwa die Hälfte der rund 10.000 Edel-Schlafsäcke, die Yeti jedes Jahr verkauft, entsteht am Stammsitz in Görlitz, die andere in einer gläsernen Manufaktur, die das 1983 von zwei begeisterten Bergsteigern gegründete Unternehmen im Obergeschoss der Globetrotter-Filiale in Dresden betreibt.

Outdoor-Firma Yeti: Markt in vergangneen Jahren explodiert

Jeder „Fever Zero“-Schlafsack, der nur 280 Gramm wiegt, und jeder „Fusion Dry 750“, der bis minus 27 Grad warmhält, entsteht in Handarbeit. Je nach Modell wählt Natalia Kapustin am Computer Füllmenge und Daunenart, dann schießt ein Kompressor Crystal Down-Daunen in die einzelnen Kammern. Sanaa Ablahad sitzt an der Nähmaschine ein paar Schritte entfernt und schließt die Nähte. Fertig.

Was so einfach aussieht, ist pure Hochtechnologie. Im Gebirge und in der Wüste gilt, dass Equipment immer leichter, zugleich aber immer bequemer werden soll.

Weniger Gewicht, mehr Wärme, das ist die Zauberformel, nach der alle Hersteller in einem Markt suchen, der in den vergangenen Jahren förmlich explodiert ist.

Outdoor-Firma Yeti: Kein Interesse am Massenmarkt

„Früher war Outdoor-Bekleidung etwas für Trekking-Fans, damit ging man nicht in die Stadt“, erinnert sich Grützmacher. Inzwischen aber gelten Regenjacken, Softshell-Hoodies und Daunenanoraks als modische Bekleidung mit City-Tauglichkeit.

900 Hersteller machen allein in Deutschland rund 2,5 Milliarden Euro Umsatz jährlich, zumeist allerdings im Massensegment, in dem Yeti gar nicht mitspielen will.

„Wir konzentrieren uns auf Premiumprodukte, die Jahrzehnte ihren Dienst tun“, beschreibt Grützmacher, der sich noch an die harten Zeiten erinnert, als Yeti im Neiße-Hochwasser 2010 Firmenzentrale und Materialvorräte verlor. „Damals haben uns Kunden, Händler und Konkurrenten unterstützt, damit wir weitermachen können.“

Outdoor-Firma Yeti: 20 Jahre Garantie und jede Menge Service

In der Porsche-Nische, in der höchste Ansprüche bedient werden, sind die Sachsen mittlerweile ein Riese. Rund ein Drittel aller Premium-Schlafsäcke, die in Deutschland verkauft werden, trägt das bewusst unauffällig gehaltene Yeti-Logo.

„Wer etwas von Outdoor-Equipment versteht, erkennt Yeti-Produkte auch so“, sagt Udo Grützmacher. Ein Yeti-Schlafsack sei mit 300 bis 1.000 Euro nur auf den ersten Blick teurer als einer der Konkurrenz. „Aber wer ihn kauft, weiß, dass er sich 20 Jahre darauf verlassen kann.“ Zudem bietet Yeti lebenslangen Service für Fusion-Dry und Co. „Wir wechseln Reißverschlüsse oder Daunen, alles kein Problem.“

Im weltweiten Wettrennen um das beste Verhältnis zwischen Gewicht und Wärmeleistung liegen die Sachsen derzeit gerade wieder vorn. Ihre „Argon“-Weste wiegt ganze 99 Gramm, der Anorak „Cirrus“ 134. Vom japanischen Partner Toray erhalten die Designer in der Yeti-Produktentwicklung regelmäßig neuentwickelte Textilien, die nicht nur dicht genug sein müssen, damit die feine Daunenfüllung nicht durchdringt.

Outdoor-Firma Yeti: Das Geheimnis der Daunen

Sondern zudem möglichst leicht, weil „das Deckmaterial die einzige Stelle ist, an der Schlafsäcke noch Gewicht sparen können.“ Der „Passion One“ steckt in Lyghtygram, das nur 25 Gramm pro Quadratmeter wiegt. „Der Nachfolger Fever Zero ist noch mal ein Stück leichter geworden“, sagt Udo Grützmacher, „mit 19 Gramm pro Quadratmeter wirklich ,nahe am Nichts’, wie wir es nennen.“

Das Geheimnis der Wärmewirkung liegt in der Daune, die bei Yeti ausschließlich von freilaufenden Vögeln aus Europa stammt. „Die Daune ist ein Wunder der Natur“, sagt Udo Grützmacher, „ein System, das besser isoliert als alles, was der Mensch erfunden hat.“

Die übermannshohen Silos in der Manufaktur, aus denen die Schlafsäcke befüllt werden, enthalten je ein Kilo Daune. In der höchsten Qualität haben die Flauschfedern eine Bauschkraft von 900 cuin, ein Maß, mit dem angegeben wird, wie schnell und weit sich das Material ausdehnt, nachdem es zusammengedrückt wurde.

Ausgerollt wärmt der „Fever Zero“ einen ausgewachsenen Mann. „Zusammengepackt ist der Schlafsack nicht viel größer als eine Bierflasche.“ Und die passt bekanntlich bei jedem Wanderer immer noch irgendwo ins Gepäck. (mz)