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Ostdeutschland Ostdeutschland: Äcker bringen Milliarden

Von ANNE BÖTTGER 08.07.2011, 10:51
Die BVVG verkauft und verpachtet sei ihrer Gründung 1992 im Auftrag des Bundes die ehemals staatlichen Agrarflächen der DDR. (ARCHIVFOTO: DPA)
Die BVVG verkauft und verpachtet sei ihrer Gründung 1992 im Auftrag des Bundes die ehemals staatlichen Agrarflächen der DDR. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa

Halle (Saale)/MZ. - Die Preise für privatisierteAgrarflächen im Osten Deutschlands steigenweiter kräftig an. Im ersten Halbjahr seider durchschnittliche Kaufpreis um 21 Prozentauf 12591 Euro pro Hektar gestiegen, teiltedie bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungsGmbH (BVVG) am Freitag mit. Die Gesellschaftverkauft und verpachtet seit 1992 für denBund die ehemals staatlichen Agrarflächender DDR.

Für die BVVG liegt die Begründung für diesteigenden Preise auf der Hand: "Land vermehrtsich nun mal nicht", erklärt BVVG-SprecherinConstanze Fiedler. Soll heißen: Je wenigerLand es gibt, desto mehr kostet der Hektar.Eine Entwicklung, die sich in den letztenJahren deutlich abgezeichnet hat. Kosteteein Hektar 2007 noch durchschnittlich 5479Euro hat er sich drei Jahre später beinaheverdoppelt. "Momentan gehen 90 Hektar Landpro Tag in der Bundesrepublik weg", sagteFiedler. Vor allem durch die Energiewendestehe Deutschland einem noch höheren Flächenverbrauchbevor. So würde die Nachfrage nach Flächen,etwa für den Anbau nachwachsender Rohstoffeund für neue Stromtrassen, dadurch verstärkt."Wir gehen davon aus, dass die Preissteigerungsich fortsetzen wird", sagte die BVVG-Sprecherin.

Für Frank Zedler ist das nicht nachvollziehbar."Wir sind damit strikt nicht einverstanden.Die hohen Preise machen den betroffenen Betriebendas Leben schwer", sagte der Präsident desLandesbauernverbandes Sachsen-Anhalt. Insbesonderedie Preisfindungspolitik kritisierte er. DieBVVG-Modalitäten seien allein auf den Höchstpreisausgerichtet. Bei erneuten Ausschreibungensei dieser dann der Ausgangspunkt. "Das treibtden Durchschnittspreis kontinuierlich in dieHöhe", sagte Zedler. Die Bauern kämen an einenPunkt, an dem die hohen Preise nicht mehrzu erwirtschaften seien.

Deshalb appelliert Zedler an die Bauern, mitVerstand und Augenmaß an BVVG-Ausschreibungenheranzugehen. "Es würde uns wahrscheinlichschon helfen, wenn man die Preise nicht bietet,die die BVVG fordert." Preisspitzen könntenso eventuell vermieden werden, schätzt derVerbandspräsident ein. Auch würde er die Plänedes Landes begrüßen, eine Übernahme der BVVG-Flächenvoranzutreiben. In der Vergangenheit hattesich das Landwirtschaftsministerium darumbemüht, den Flächenverkauf in die eigene Handzu nehmen. "Soweit ich weiß, steht die Landesregierungnoch immer hinter diesem Bestreben", sagteZedler. Das Problem dabei: Der Bund will mehrGeld für die Flächen, als das Land bereitzu zahlen sei. "Natürlich muss sich ein solchesUnterfangen auch rechnen. Aber wir erhoffenuns dadurch eine gewisse Entschärfung derPreise." Das Landwirtschaftsministerium waram Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die BVVG teilte mit, dass seit 19921,3 Millionen Hektar Land an neue Eigentümergegangen sei. Das entspricht der vierfachenFläche des Saarlandes. Der Bundeskasse wurdendafür 4,75 Milliarden Euro überwiesen. Noch347000 Hektar Ackerflächen und 69000 HektarWald stehen zum Verkauf oder zur Verpachtungbereit. Das Unternehmen geht davon aus, dafürnoch Erlöse von mehr als zwei Milliarden Eurozu erzielen.