Neuer Bahnkonkurrent Neuer Bahnkonkurrent: «InterConnex» verbindet Gera und Rostock

Gera/Leipzig/dpa. - Die Frankfurter Connex-Gruppe gehört zum französischenMischkonzern Vivendi. Die Deutsche Bahn hatte ihre Interregio-Verbindungen zwischen Rostock, Berlin und Gera gestrichen.
Die regulären Fahrpreise sind bei Connex niedriger als bei derDeutschen Bahn. Die 475 Kilometer lange Strecke Gera-Rostock etwakostet bei einer einfachen Fahrt 31,95 Euro, die Bahn verlangt ohneErmäßigung mehr als das Doppelte. Für 6- bis 26-Jährige gibt espauschal 30 Prozent Ermäßigung. Eine Art BahnCard gibt es nicht. DieFahrkarten sind ohne Aufpreis im Zug zu haben. Reservierungen sindfür 2,50 Euro per Telefon oder in Reisebüros möglich.
Der erste «InterConnex» verließ am Freitagmorgen pünktlich um 5.38Uhr Gera und lief um 11.52 Uhr im Rostocker Hauptbahnhof ein. In Gerahatten sich einige Fahrgäste trotz der frühen Morgenstunde schonlange vor der Abfahrt auf dem Bahnhof eingefunden. In Leipzigverdoppelte sich die Zahl der Reisenden in den beidenDieseltriebwagen mit insgesamt 200 Sitzplätzen. Connex-Sprecher AchimKühne-Henrichs sprach von einem ermutigenden Auftakt: «Bis Berlin istder Zug zu 75 Prozent ausgelastet gewesen, von Berlin nach Rostock zu100 Prozent.» Für die nächsten Tage lägen viele Reservierungen vor.
Die Gewerkschaft Transnet und der Fahrgastverband Pro Bahnbegrüßten die neue Bahnverbindung. «Damit wird dem Wettbewerb auf derSchiene Schwung verliehen», erklärte der Transnet-Vorsitzende NorbertHansen. Die Nagelprobe für den «InterConnex» werde im Sommer kommen.Sollte sich die Verbindung als erfolgreich erweisen, müsste nachAnsicht der Gewerkschaft ein Ausbau geprüft werden. Ähnlich äußertesich auch der Sprecher des Pro Bahn-LandesverbandesMitteldeutschland, Henning Bösherz.
Nach Einschätzung des Gießener Hochschullehrers fürTransportwirtschaft, Gerd Aberle, stärkt der neue Anbieter auch dieVerhandlungsposition der Länder gegenüber der Bahn bei der Bestellungvon Transportleistungen im Regionalverkehr. Die Bahn müsse nun mancheihrer Entscheidungen überdenken, sagte Aberle im DeutschlandRadioBerlin.
Der Sprecher der Deutschen Bahn in Berlin, Burkhard Ahlert, nannteden «InterConnex» ein Beispiel für einen funktionierenden Wettbewerbauf der Schiene. Preissenkungen als Reaktion werde es beimbundeseigenen Bahnkonzern nicht geben.
Connex hat die Schienentrasse für den «InterConnex» zunächst biszum Fahrplanwechsel am 15. Dezember von der DB Netz AG gebucht. Umwirtschaftlich zu sein, müsste der Zug nach Unternehmensangabendauerhaft zu mindestens 50 bis 60 Prozent ausgelastet sein.
Die Connex-Gruppe betreibt im Schienenpersonennahverkehr inDeutschland bereits 19 Bahnlinien mit über tausend KilometerStreckennetz. Eines der Connex-Unternehmen ist dieOstmecklenburgische Eisenbahngesellschaft (OME) mit Sitz inNeubrandenburg. Zur OME gehört der «InterConnex».
Im Nahverkehr hat die Deutsche Bahn seit der Bahnreform Mitte der90er Jahre einige Marktanteile abgeben müssen. Mittlerweile gibt esauf dem Sektor rund 200 Konkurrenten aus der Privatwirtschaft.Dennoch ist der bundeseigene Konzern nach eigenen Angaben mit einemMarktanteil von 92 Prozent der «Platzhirsch» geblieben.
