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Nahrungsmittel Nahrungsmittel: Tiefkühl-Hefeklöße verkaufen sich wieder spitzenmäßig

25.08.2005, 17:22
Mitarbeiterin Marianne Salomo von der Feinschmecker Hefekloß GmbH in Frankfurt (Oder) überprüft auf dem Dampfbad die Qualität von Hefeklößen. (Foto: dpa)
Mitarbeiterin Marianne Salomo von der Feinschmecker Hefekloß GmbH in Frankfurt (Oder) überprüft auf dem Dampfbad die Qualität von Hefeklößen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Frankfurt (Oder)/dpa. - Hefeklöße und ihre gefüllten Gegenstücke, die Germknödel, sind vorallem in Süd- und Ostdeutschland bekannt und beliebt. Auf demdeutschen Markt gibt es nur wenige Anbieter, die dieHefespezialitäten herstellen, frisch für das Kühlregal odertiefgekühlt. Auf ihrer Internet-Seite wirbt die Frankfurter Firma mitdem Slogan «Ohne Kloß nichts los».

Selbst Fische essen gern Hefeklöße. Das weiß die heutigeGeschäftsführerin Antje Borkmann aus sicherer Quelle. «Ein Anglerwollte bei uns rote, grüne und blaue Hefeklöße bestellen», erinnertsich die 28-Jährige. Sie konnte dem Fischer jedoch nicht helfen:Frisch sollten sie sein, die Klöße, doch die Frankfurter haben nurtiefgefrorene. «Ich hätte aber auch Klöße für die Fische gemacht»,versichert Borkmann, die 1992 als Auszubildende in dem Betriebanfing.

Die Geschichte der Firma, deren Marke Oderfrucht vor allem inOstdeutschland ein Begriff ist, ist lang und bewegt. Es begann alles1925 mit der Gründung der Ostmärkischen Obst- und GemüseverwertungAG, die bereits fünf Jahre später Konkurs anmeldete. DieNachfolgefirma spezialisierte sich auf Konserven und stellteMalzkaffee her.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb enteignet und es kamdie Tiefkühltechnik zum Zuge. Als im Winter 1960 Rohstoffe für dieKonservenproduktion fehlten, wurden kurz entschlossen erstmalsHefeklöße produziert. Der volkseigene Betrieb belieferte die gesamteDDR. 1992 meldete die Oderfrucht-Konserven Konkurs an. Derwestdeutsche Unternehmer Horst Hildebrandt übernahm daraufhin dieFirma und machte sie 1999 zum Marktführer.

Nach einigen Experimenten mit anderen Produkten, besann sich derBetrieb wieder auf seine Tradition. «Die Böhmischen Knödel gibt esnicht mehr. Wir konzentrieren uns wieder auf unsere Hauptprodukte -zurück zum Hefekloß sozusagen», sagt Geschäftsführerin Borkmann. 2002starb Oderfrucht-Inhaber Hildebrandt. Plötzlich führungslos meldetedie Firma Insolvenz an. Ein Jahr später übernahmen dann die Brüder Münzner aus dem sächsischen Reitzenhain den Betrieb und gründeten dieFeinschmecker Hefekloß GmbH.

«Es ist nicht gut, wenn Betriebe hier den Bach runter gehen. Wirhaben in Reitzenhain eine ähnliche Anlage, nur eben für denFrischebereich», erläutert Roland Münzner die Gründe für seinEngagement an der Oder. Inzwischen schreibt der Betrieb mit seinenknapp 20 Mitarbeitern Borkmann zufolge wieder schwarze Zahlen. Lager-und Speditionskosten schlagen dabei am stärksten zu Buche.

Der Marke Oderfrucht hat die Insolvenz geschadet. «Ich wurde oftangesprochen. Euch gibt es noch? Das wusste ich gar nicht, haben dieLeute gesagt», berichtet die Geschäftsführerin. Heute hat sie ihreHefeklöße wieder in die Tiefkühltruhen der großen Handelskettengebracht. Vor allem Großküchen will sie langfristig als Abnehmergewinnen. Manchmal langt Antje Borkmann auch selbst zu: Sie isst ihreHefeklöße am liebsten pur und direkt vom Band.