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Multimedia Multimedia: In Lehrvideos googeln

Von Melanie Grießer 02.04.2007, 17:23

Halle/mz-web. - Doch in Zukunft wird es einfacher, denn "Osotis" hilft suchen. Die von Wissenschaftlern an der Uni Jena entwickelte Software ermöglicht ein schnelles Auffinden der gesuchten Inhalte ohne die bisher aufwendige Vorarbeit.

Jörg Waitelonis, einer der vier Thüringer Entwickler erklärt in einem Bericht auf der Website CHECKpoint-eLearning, was "Osotis" besser kann. "Während Videos bisher von Hand verschlagwortet und mit einem Index versehen werden mussten, erledigt unser System das automatisch. Wir brauchen dazu nur das Video und schriftliches Material – beispielsweise die Präsentation einer Vorlesung oder einer Lerneinheit. Der Rest funktioniert von allein." Zusammen mit drei Kollegen arbeitet er seit September vergangenen Jahres an einem Prototypen von "Osotis". Eine so genannte Beta-Version, also ein bereits funktionierendes Programm, das aber noch endgültig getestet werden muss, ist seit Mitte Januar auf der Homepage verfügbar. Dort kann jeder einen Begriff in 388 hinterlegten Beispielvideos suchen und die gefundenen Stellen in den Filmen ansehen.

Die Idee der Entwickler ist die Suche in den Filmen selbst, anstatt wie bisher nur nach Filmtiteln. Der Unterschied wird deutlich, wenn man einen Vergleich zur Recherche in Büchern anstellt. Entweder die Buchtitel anschauen und raten, wo die richtige Seite ist oder jemanden Fragen, der die ganze Bibliothek und alle Bücher auswendig kennt. "Osotis" habe Lesezeichen zu jedem enthaltenen Thema parat und könne ohne Probleme sofort die gesuchte Stelle aufschlagen, so die Jenaer.

Die Jenaer Entwickler stellten ihr Projekt, das von „EXIST-SEED", einem vom Bundesministeriums für Wirtschaft geförderten Programm, unterstützt wird, auf der Messe für Bildungs- und Informationstechnologie in Karlsruhe “LEARNTEC” erstmals der Öffentlichkeit vor. Und auch auf der CeBIT in Hannover waren sie vertreten.

Die ständig wachsende Menge an Lehrfilmen macht den Bedarf am sehenden Lernen deutlich. Ohne eine automatische Verarbeitung und Suchmöglichkeit würde aber wahrscheinlich bald der Aufwand größer sein als der Nutzen. Die Schwierigkeit am zukünftigen Lernen wird nicht mangelndes Material sein, sondern eine unüberschaubare Inhaltsmenge. Es ist fast so, wie mit den Internet. Es gibt zu jedem Thema Informationen, doch ohne eine intelligente Suche wäre das Meiste davon nutzlos.Lernen ist notwendig, war es schon immer und wird es immer sein. Und zwar für jeden. So ist „Osotis“ nicht nur für klassische Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Schulen interessant, sondern kann auch die Arbeit von Unternehmen, E-Learning Anbietern und das Leben von Privatpersonen deutlich erleichtern.

Ein einmal gehaltener Vortrag könnte tausende von Lernwilligen erreichen, ohne überfüllte Räume und zeitliche Vorgaben. Die einzige Gefahr am Lernen aus der Konserve besteht darin, dass es klassische Formen verdrängen könnte. Doch das ist nicht die Frage der praktischen Möglichkeit, die mit „Osotis“ besser denn je gegeben ist, sondern der Politik und der Einstellung der Lernenden selbst.